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Hachette kündigt als 101. Modell der Kiosk-Sammelserie Autobus et Autocars du Monde einen Bova Futura der ersten Baureihe im Maßstab 1/43 an. Foto: Schreiber

Der französische Hachette-Verlag hat für die Kiosk-Sammelserie namens Autobus et Autocars du Monde zunächst 60 Modellbusse im Maßstab 1/43 auflegen wollen. Weil der Zuspruch aber groß war, haben die Macher die zunächst begrenzte Modellbus-Sammelserie auf 80 Modellbusse aufgestockt. Das reichte den Modellbus-Fans immer noch nicht, die Zahl der Abnehmer stieg stetig und so wurden weitere 20 verkleinerte Omnibusse bei IXO in Auftrag gegeben. Nun hat der Hachette-Verlag bestätigt, dass die Sammelserie Autobus et Autocars du Monde auch nach 100 Miniaturen nicht eingestellt wird. Vorerst letzte Zahl sind 120… Zu den Formneuheiten zählt auch ein  Bova Futura der ersten Baureihe, der in den Farben Bakker Wormerveer erscheinen wird. Der Bova Futura schickt sich an, neben Käse und Tulpen ein echten Klassiker aus Holland zu werden. Nach 30 Jahren verkaufte sich der Futura europaweit immer noch in bemerkenswerten Stückzahlen. Dass der Name Bova Anfang der 80er Jahre für Aufsehen sorgte, dass hätten weder Firmengründer Jacob Bots noch sein Sohn Simon, der den Firmennamen aus BOts und VAlkenswaard kreierte, gedacht. In den 30er Jahren begann Bots mit dem Bau von Omnibussen. Ein halbes Jahrhundert später kam dann der Durchbruch: Im September 1982 lud der holländische Bushersteller Bova, heute ein Teil von VDL, zur Vorstellung eines neuen Omnibusses. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn da auf der Einladung nicht „Ein Omnibus der Zukunft, schon jetzt konstruiert“ gestanden hätte. Bezeichnenderweise wählten die Holländer für ihren neuen Omnibus den Namen Futura. Der Name sollte also Programm sein. Mit einer für damalige Verhältnisse einzigartigen Lichtshow samt Blitzen und Donnerhall erblickte der  Futura das Licht der Welt. Ein Raunen ging durch den Saal, später ein Rauschen durch die Fachpresse: Der Omnibusbau in Holland war bis dato für konservative Fahrzeuge bekannt. Aus dieser Tradition brach Bova aus: Das Design mit dem markanten Vorbau sorgte für Aufsehen und die folgenden Jahre immer wieder für Gesprächsstoff. Wie Design polarisieren kann, merkten die Holländer schnell – man liebte oder hasste diesen Bus. Die Frontpartie zog bei der Vorstellung alle Blicke auf sich. Nach aerodynamischen Gesichtspunkten sei die bauchige Form gestaltet worden, hieß es damals. Der von den Holländern angegebene Luftwiderstandbeiwert von cw=0,485 sprach für sich, so einen Wert gab es für einen Omnibus noch nicht. Dieses Fahrzeug könnte ein Meilenstein für die zukünftige Formensprache sein. Auch der seitliche Übergang mit der schräg zum Fensterband verlaufenden Verglasung war optisch gut gelungen. Einzig die gleichgroßen, gradlinig durchgezogenen und versenkten sowie geklebten Seitenfenster waren optisch nicht so aufregend wie die Front – sie sollten aber die Aerodynamik unterstützen. Genauso wie die im Bereich des Vorderwagens abgerundeten Eckbereiche. Das Dach wurde als glatte Fläche entworfen, um dem Wind möglichst wenig Widerstand zu bieten. Zur besseren Aerodynamik setzten die Konstrukteure abschließend einen Heckspoiler ein, der den Sog hinter dem Bus verringern und gleichzeitig die Heckscheibe sauber halten sollte. Die verbesserte Aerodynamik ermöglichte dem Futura mit dem großen Motor nach angaben der Holländer sogar eine Höchstgeschwindigkeit von gut 140 km/h. Das maximale Tempo würde aber auch 120 km/h begrenzt werden, versprachen die Holländer. Neben der Aerodynamik verbesserten die Konstrukteure auch das Gewicht: Eine ganze Tonne sparten sie im Vergleich zum Vorgänger ein, dem Bova Europa. Ähnlich gespart hatten die Designer beim Cockpit des Premierenbusses: Die Instrumententafel war auch wieder so ein Hingucker, denn der Instrumententräger wurde herausgelöst und an die Lenksäule gesetzt. Genau in der Mitte und damit erstmals direkt im Blickfeld des Fahrers wurde der Drehzahlmesser platziert, der Tachograph seitlich in der Mittelkonsole verbaut. Dass das nicht des Rätsels Lösung war, zeigte sich schnell bei der Überarbeitung, denn die Instrumententafel wurde schnell wieder eins. Die selbsttragende Karosserie des  Futura war seinerzeit einzigartig in Holland. Zusammen mit Experten der Technischen Universität Eindhoven berechneten die Konstrukteure des kleinen holländischen Busherstellers die Festigkeit mit Hilfe von Computern. Aber auch im Versuch überließen die für Ihren Geschäftssinn bekannten Holländer nichts dem Zufall: Der Futura wurde auf der britischen Versuchsstrecke Mira auf Herz und Nieren getestet. Ganze zwei Jahre wurde der neue Bus erprobt. Unter dem schmucken Blechkleid blieben die Konstrukteure aber konservativ: Das Fahrwerk hatte vorn zwei einzeln aufgehängte Räder. Doppelte Dreieckslenker führten die Vorderachsen. Sechs Luftfederbälge federten den Futura. Als Antriebsquelle wurden vor dreißig Jahren zwei DAF-Motoren präsentiert, die eng an die Bauhöhe gekoppelt waren: der DHS mit 184 kW (250 PS) für den Hochboden und der DKT mit 206 kW (280 PS) für den Hochdecker. Auch beim Getriebe setzte Bova auf Bewährtes: Ein ZF S 6-80 für den Hochboden und ZF S 6-90 für den Hochdecker wurden verbaut. Schnell vermuteten die auf der Vorstellung eingeladenen Journalisten, dass das für einen Erfolg in Deutschland nicht ausreichen würde. Doch auch den hatte man mit langer Hand vorbereitet. Da ein großer Teil der Fahrzeuge von Bova exportiert wurden, sollte dies auch mit dem neuen Futura so weiter gehen. Damit der deutsche Markt erfolgreich bedient werden könne, kündigte Bova noch auf der Vorstellung an, schon ein Jahr später eine Niederlassung in Deutschland zu eröffnen. Und der Futura solle dann mit einem Daimler-Benz Motor, dem OM 422-Achtzylinder mit 206 kW (280 PS) verfügbar sein. In den letzten Jahrzehnten hat sich viel verändert, auch der Futura ging mit der Zeit. Er blieb sich aber mit den drei sichtbaren Überarbeitungen immer treu, was auch den Erfolg als Gebrauchtbus erklärt: Bis zum Schluss gab es beispielsweise nur zwei Windschutzscheiben. Bis zum September 2012 wurde der Futura über 11.111 Mal gebaut. Ob die Holländer damals mit dieser Zahl gerechnet haben? Nach gut 31 Jahren ist die Ära des Futura zu Ende gegangen. Um ganz genau zu sein, die des Futura Classic. Und es wirklich vollständig zu sagen: Zumindest für die von VDL produzierten Fahrzeuge, denn in China wird der Futura seit 2000 in Lizenz weiter gebaut. VDL hat 2010 auch den Nachfolger den Futura wieder Futura genannt, denn der Vorgänger war ein durchaus geschätzter Omnibus: robust und wirtschaftlich, so charakterisieren viel Busunternehmer den Futura. Der Futura aus der Bova-Ära hieß fortan Futura Classic, sein Nachfolger schlicht und einfach Futura. Die Neuauflage des Futura wurde aus dem Magiq abgeleitet und erhielt die Trophäe International Coach of the Year 2012. Hintereinander aufgestellt ergäben die gebauten Bova Futura zusammen eine Länge von fast 137 Kilometern. Dies entspricht der Entfernung von der Fabrik in Valkenswaard bis zum Amsterdamer Hauptbahnhof. Rund ein Drittel aller gebauten Futura wurden nach Deutschland verkauft, insgesamt 3.214 Omnibusse. Nach Frankreich gingen 2.873, in den Niederlanden blieben 1.410 Fahrzeuge. Ersatzteile für alle Baureihen des ersten Futura sind immer noch leicht erhältlich, so dass auch heute noch Fahrzeuge der ersten Stunde im Einsatz sind. In Mittelamerika und Afrika sind diese Fahrzeuge heute sehr begehrt. Der letzte Futura Classic, ein Rechtslenker vom Typ FHD-104/365, wurd Anfang 2014 an Anderson Travel in London geliefert, wie VDL mitteilt. Der Bova Futura ist damit wie der Käse und die Tulpen ein echten Klassiker aus Holland. (C) omnibus.news / Rüdiger Schreiber

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