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Boris Johnson war im roten Neoplan Starliner unterwegs, um für den Austritt aus der EU zu werben. Foto: Boris Johnson

Boris Johnson war im roten Neoplan Starliner unterwegs, um für den Austritt aus der EU zu werben. Foto: Team Vote Leave

Boris Johnson in seinem Wahlkampf-Bus. Foto: Team Vote Leave

Boris Johnson in seinem Wahlkampf-Bus. Foto: Team Vote Leave

Populistisch: Boris Johnson und sein Wahlkampf für "Vote Leave". Foto: Team Vote Leave

Populistisch: Boris Johnson und sein Wahlkampf für “Vote Leave”. Foto: Team Vote Leave

Der Brexit beherrscht die Medien. Und es gibt einen Bus, der in diesem Zusammenhang im Vorfeld immer wieder zu sehen war. Und es gibt wieder Boris Johnson, der bekanntlich Busse liebt. Auch keine Frage, sie müssen für den Briten natürlich rot sein. Der ehemalige Bürgermeister Londons hat seinerzeit mit der Wiedereinführung der geliebten roten Doppeldecker Wahlkampf gemacht. Einziger Wehrmutstropfen: Die neue, millionenpfundschwere Investition konnte nicht in England platziert werden. Wrightbus kommt aber zum Glück aus Nordirland und ist damit Teil des Vereinigten Königreichs und nicht europäisch orientiert. Jetzt ist Boris Johnson schon wieder mit einem roten Bus in den Medien, genauer gesagt mit einem Neoplan Starliner. Weiß Johnson, des es ein deutscher Bus ist? Egal, er instrumentalisiert wieder einen Bus für sich und macht Wahlkampf. Gegen die Europäische Union, denn Boris Johnson ist einer der prominentesten Gegner der Gemeinschaft. Johnson machte sich vor dem Referendum dafür stark, das 350 Millionen Pfund nicht jede Woche von Großbritannien nach Brüssel geschickt werden sollten. Eine Wahnsinnssumme, zwar falsch, schreibt die Süddeutsche Zeitung, aber so plakativ, dass es weiß auf rot auf einen Bus nicht zu übersehen war. Mit dem Bus machte das Brexit-Team in ganz Großbritannien Werbung, die Stimme beim Volksentscheid für den Austritt aus der EU zu verwenden. “Lasst uns stattdessen unser Gesundheitswesen finanzieren”, stand auf dem roten Bus. Während der Stopps des Busses propagierten die Brexit-Fürsprecher, dass man mit dem Geld für die EU  “jede Woche ein neues Krankenhaus eröffnen könne”. Wieder war Boris Johnson mit (s)einem roten Bus erfolgreich, knapp 52 Prozent der Briten haben sich für den Austritt aus der EU entschieden. Dann der Schock: Nigel Farage, neben Boris Johnson der prominenteste Kopf der sogenannten Leave-Kampagne, sagt im Frühstücksfernsehen “Good Morning Britain” auf Nachfrage, dass er nicht garantieren könne, dass das Geld für das staatliche Gesundheitswesen verwendet werde. Für die Moderatorin keine befriedigende Antwort, sie hakt nach: “Das war eines der Kernargumente Ihrer Kampagne. Und jetzt können Sie es nicht garantieren?” Farage gerät ins Stottern, schreibt die Süddeutsche Zeitung: Es sei genug Geld da für den National Health Service (NHS), für Schulen, für andere Dinge. Aber nein, garantieren könne er das nicht. Von der Botschaft auf dem roten Bus ist damit nicht mehr viel übrig – die Summe von 350 Millionen Pfund war ohnehin recht frei erfunden, wie Experten schon vor der Abstimmung belegt hatten: Die Zahl lasse die Subventionen außer Acht, die Großbritannien von der EU bekomme, und ferner ignoriere sie auch die Rabatte, die Brüssel den Briten gewähre. Hohn und Spot für das Werbeteam in Zeitungen und im Fernsehen. Die Aufschrift auf dem roten Bus hätte also wahrheitsgemäß lauten müssen, wie es der britische TV-Comedian John Oliver in seiner Sendung vorschlug: “Wir schicken der EU eigentlich 190 Millionen Pfund pro Woche, was angesichts unseres Bruttoinlandsprodukts finanzpolitisch angemessen ist. Wenn man sich die Vorteile ansieht, die wir im Gegenzug bekommen … oh Mist, auf dem Bus ist kein Platz mehr!” Wer den Platz von David Cameron einnehmen wird, ist unklar: Der Machtkampf um seine Nachfolge ist entbrannt. Boris Johnson gilt zwar als Favorit, doch gewonnen hat er noch lange nicht. Seine parteiinternen Gegner formieren sich unter dem Motto “Anyone but Boris” und machen dies ganz plakativ mit der Abkürzung ABB. Der neue Premier und Parteichef des Vereinigten Königreichs müsse das gespaltene Land und die zerstrittene Partei einen, finden sie. Dazu sei Johnson nicht in der Lage, heißt es in vielen Zeitungen übereinstimmend.

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