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BEV-Busse führen die Zulassungsstatistik in Q1-23 an. Foto: CME/ICCT; Montage: omnibus.news

Im ersten Quartal 2023 wurden in Europa (EU27+UK) mehr elektrische Stadtbusse als reine Dieselbusse verkauft. Das ist ein Paradigmenwechsel, den jetzt die International Council on Clean Transportation Europe GmbH (ICCT) auf Grundlage der Statistik von Chatrou CME Solutions ermittelt und kommuniziert hat. Es muss jedoch erwähnt werden, dass Diesel- und Hybridbusse (die meisten davon sind Mildhybridbusse) zusammen immer noch das Segment der zugelassenen Stadtbusse dominieren.

Auch interessant: In Q1-23 haben gleich mehrere Mitgliedstaaten (Niederlande, Dänemark, Litauen und Irland) ausschließlich emissionsfreie Linienbusse zugelassen. Und zehn EU-Mitgliedstaaten haben immerhin schon einen Anteil von mehr als 50 % mit emissionsfreien Antrieben bei den Neuzulassungen. Was so positiv klingt, muss aber relativiert werden: Europa ist mit der Neuzulassung bei emissionsfreien Bussen weit davon entfernt, führend zu sein. Hier dominiert seit Jahren das Reich der Mitte, in China hat der Anteil von emissionsfreien Bussen im Jahr 2022 in der Zulassungsstatistik unglaubliche 91 % erreicht, wie ICCT mitteilt. Nichtsdestotrotz ist dies ein Meilenstein für Europa, in dem der mit fossilen Brennstoffen betriebene Bus zum ersten Mal seit mehr als hundert Jahren aus dem Rampenlicht verschwindet.

In den kommenden zehn Jahren wird wahrscheinlich der Rest des Marktes nachziehen, getrieben von der Clean Vehicles Directive (CVD). Die Richtlinie schreibt vor, dass ein Teil aller öffentlichen Beschaffungen von Bussen in den Mitgliedstaaten entweder “sauber” sein muss (d. h. alles außer Diesel) und ein weiterer Teil emissionsfrei sein muss. Im Detail: Die Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten, zwischen August 2021 und Dezember 2025 zwischen 24 % und 45 % alternativ angetriebene Busse (d. h. alles, was kein reiner Dieselbus ist) zu kaufen.

Die Auswirkungen sind durch den starken Rückgang der Verkäufe von reinen Dieselbussen Ende 2021 deutlich zu erkennen. Die Hälfte dieser Ziele muss durch emissionsfreie Antriebe erreicht werden. Die Zielvorgaben steigen bis 2026 auf 33 % bis 65 %, so dass in einigen Jahren mit einem weiteren Rückgang der Dieselverkäufe zu rechnen ist. Stadtbusse machen etwa 60 % aller verkauften Omnibusse (<8t) aus, der Rest sind Reise- und Überlandbusse. Stadtbusse eignen sich auch hervorragend für die Elektrifizierung: Sie fahren auf vorhersehbaren Routen, was die Reichweitenangst beseitigt. Und sie werden in der Regel über Nacht in Depots abgestellt, wo sie mehr oder weniger preiswert aufgeladen werden können.

Der Paradigmenwechsel ist jedoch nicht so sehr auf einen signifikanten Anstieg der Verkäufe von emissionsfreien Fahrzeugen zurückzuführen – diese liegen seit einem Jahr bei etwa 30 % -, sondern vielmehr auf einen Rückgang der reinen Dieselverkäufe, die Hybridbussen weichen, die in diesem Jahr auch den Anteil der Dieselfahrzeuge überholt haben. Einige EU-Mitgliedstaaten und viele Großstädte planen die schrittweise Einführung von emissionsfreien Bussen in den kommenden Jahren. Die Niederlande und Dänemark sind bei weitem am ehrgeizigsten und wollen den Verbrennungsmotor im Jahr 2025 vollständig aus dem Busverkehr verbannen, gefolgt von Irland ab 2030 und Österreich ab 2032. (Chatrou/ICCT/omnibus.news/Sr)

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