Seite wählen

Die Technik, die Schweden und Deutschland verbaut wird, stammt vom israelischen Unternehmen Electreon. Foto: SmartRoad Gotland

Higer stellt den Elektrobus für die Smartroad in Gotland. Foto: Smartroad Gotland

Deutschlandpremiere für das Laden beim Fahren: In Balingen werden Elektrobusse ihre Akkus drahtlos laden können. Die Projektpartner Electreon Germany, EnBW sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wollen dabei zusammen mit den Stadtwerken Balingen die DWPT-Technologie in Balingen unter realen Bedingungen einsetzen und die Praxistauglichkeit beweisen. Hinter dem Projekt steht primär die israelische Firma Electreon, sie liefert die Ladeinfrastruktur sowie die benötigte Technik für den Elektrobus.

Die Einsatzstrecke des E-Shuttle-Busses für die Gartenschau 2023 führt vom Parkplatz auf dem Messegelände zur Haltestelle Stadthalle. Der Ladevorgang erfolgt nach Angaben der EnBW zufolge in der Wilhelmstraße. Dort werden aktuell die Magnetspulen unter die Fahrbahn verbaut. „Wenn sich der Elektrobus dieser Stelle nähert, werden dort hochfrequente Magnetfelder erzeugt. Diese induzieren in Empfängerspulen am Fahrzeugboden des Busses einen elektrischen Strom, mit dem die Batterie geladen wird“, so die EnBW zum Ladevorgang.

Zudem wird der Elektrobus an zwei Haltestellen induktiv nachladen – im Stand. In einer späteren Projektphase soll der entsprechend vorbereitete Straßenabschnitt auf einen Kilometer erweitert und so das Projekt auch auf den regulären Linienverkehr ausgeweitet werden, so die Planung. Zudem soll im Busdepot eine weitere induktive Haltestelle eingerichtet und so das Projekt auch auf den regulären Linienverkehr ausgeweitet werden.

In Schweden wurde das induktive Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt mit einem Elektrobus schon erfolgreich erprobt. Die schwedische Verkehrsbehörde Trafikverke hatte die Rahmenbedingungen geschaffen und dem Konsortium namens SmartRoad Gotland damit den Weg geebnet. “Wir sind der Meinung, dass E-Straßen ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen des Schwerverkehrs sind”, erklärte mit Jan Pettersson der für das Projekt verantwortliche Mitarbeiter der schwedischen Verkehrsbehörde.

Oren Ezer, CEO von ElectReon merkte zum erfolgreichen induktiven Laden des Elektrobusses in Schweden an: „Indem gezeigt wird, wie ein Elektrobus erfolgreich unter realistischen Bedingungen wie in Gotland unterwegs aufgeladen werden kann, wird klar, dass drahtlose Ladelösungen Städten praktischere, kosteneffizientere und nachhaltigere Möglichkeiten zum Umstieg auf eine elektrische Zukunft bieten können.“

Im Gegensatz zu induktiven Systemen, die auf statischer Aufladung basieren, verwenden Electroen für die Fahrzeuge eine dynamische Aufladung, denn die bringt Vorteile nach Ansicht der Israelis mit sich: Man benötige beim Elektrobus weniger der schweren Batterien, die Reichweite und Kapazität eines Elektrobusses lasse sich so erhöhen. In Schweden wurde ein Elektrobus von Higer eingesetzt, zum Fabrikat ifür den Test in Deutschland machte Electreon keine Angaben.

Während Electreon seine Technologie des Dynamic Wireless Power Transfer (DWPT) bereitstellt, trägt das KIT ein Planungstool bei, das den Linienverlauf und die Standorte der Ladestationen bestmöglich aufeinander abgestimmt. „Die Software vereint Verkehrsmodellierung, Fahrzeugsimulation und Optimierung der Ladeinfrastruktur“, präzisiert Markus Tesar vom KIT. Die Stadtwerke Balingen kümmern sich unterdessen um den Betrieb des Elektrobusses und die EnBW um die Projektsteuerung sowie den Aufbau und Betrieb der Ladeinfrastruktur.

„Das Projekt in Balingen zeigt, wie innovativ und konsequent wir die E-Mobilität in Deutschland voranbringen. Wir wollen das kabellose Laden technisch fit für den deutschen ÖPNV machen. Dazu gehört auch, Behörden, Energienetzbetreiber, Busbetreiber und die Öffentlichkeit von den Chancen zu überzeugen“, betont Alexander Pöllauer vom Bereich Forschung und Entwicklung der EnBW, der den Versuch leitet.

Ohne Praxiserfahrungen sei es nicht möglich, das Potential für die angedachten und langfristigen Pläne zum möglichen Rollout von E-Trassen in schwedisches Schwerlastverkehrsnetz zu bewerten und abschließend darüber zu befinden. Nun startet ein entsprechendes Projekt auch in Deutschland. Das gesamte Vorhaben steht unter der Trägerschaft des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und heißt ELINA (Einsatz dynamischer Ladeinfrastruktur im ÖPNV). (Electreon/EnBW/KIT/PM/omnibus.news/Sr)

Teilen auf: