Autonomes Fahren ist bei der Deutschen Bahn (DB) schon mehr als reine Zukunftsmusik: Mitte Dezember haben der Vorstandsvorsitzende der DB, Dr. Rüdiger Grube, und das Bundesministererium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit Alexander Dobrindt an der Spitze, ein neues Testfeld der DB für autonome Busverkehre vorgestellt. Auf dem Gelände des Euref-Campus in Berlin-Schöneberg erprobt die DB gemeinsam mit dem Forschungszentrum InnoZ, das mehrheitlich von der DB geführt wird, in den kommenden Monaten einen autonomen Buslinienbetrieb mit dem Prototyp-Fahrzeug des Startups Local Motors. Wegen einer noch nicht erteilten Genehmigung durch die Stadt findet die Fahrt zur Zeit nur auf dem Gelände des Euref-Campus in Berlin-Schöneberg statt. Der geplante Pendelverkehr zum Bahnhof Südkreuz ist vorerst ausgesetzt. Sollte sich Berlin gegen den Probebetrieb entscheiden, will die Bahn ins bayrische Bad Birnbach ausweichen, um den autonomen Pendelverkehr dort ausgiebig zwischen Bahnhof und Kurhaus zu testen. Die Bahn will langfristig ihre Wertschöpfungskette auf die Straße verlängern, wie Grube bei jeder sich bietenden Gelegenheit anlässlich der Vorstellung erläuterete. Bereits seit Oktober läuft ein ähnlicher Test in Leipzig auf dem Gelände von DB Schenker mit einem Fahrzeug der Firma EasyMile. In beiden Fällen können Mitarbeiter die Buslinie im Alltag nutzen. Fahrzeugtechnik und Betrieb sollen unter möglichst realen Bedingungen getestet sowie Kundenfeedback eingeholt werden. Schon 2017 sind die ersten Pilotprojekte im öffentlichen Raum geplant. „Autonome Fahrzeuge werden den Mobilitätsmarkt revolutionieren, weil Kunden damit öffentliche Verkehre genau dann nutzen können, wenn sie das Angebot brauchen. Ein neuer großer Markt für individuelle öffentliche Mobilität entsteht. Mit unserem Testbetrieb wollen wir demonstrieren, dass wir unser großes Knowhow als Mobilitätsanbieter bereits heute mit neuen Technologien so bündeln können, dass der Kunde davon profitiert. Jetzt gilt es, wichtige Erfahrungen im Einsatz von autonomen Fahrzeugen im öffentlichen Nahverkehr zu sammeln, um die Vorreiterrolle in Deutschland weiter voranzutreiben“, so Dr. Rüdiger Grube. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt: „Deutschland muss Leitanbieter für automatisierte und vernetzte Fahrzeuge sein. Das gilt auch für den öffentlichen Verkehr und den Güterverkehr. Mit der Erprobung des autonomen Bus-Shuttles und des Lkw-Platoonings sammelt die DB wichtige Erkenntnisse für neue, intelligente Geschäftsmodelle und baut ihr Knowhow als moderner, Mobilitäts- und Logistikanbieter weiter aus. Sie legt damit den Grundstein, das Verkehrsmittel der Gigabit-Gesellschaft zu werden.“ Die Testbetriebe sind der Auftakt verschiedener Projekte zum autonomen Fahren bei der Deutschen Bahn. Schon im Jahr 2017 sind die ersten Pilotprojekte im öffentlichen Raum geplant. Autonomes Fahren ist Teil der Digitalisierung bei der DB, die in drei Feldern angegangen wird: An der Kundenschnittstelle, bei allen unterstützenden internen Prozessen sowie mit der Entwicklung neuer datenbasierter Geschäftsmodelle. Dafür investiert das Unternehmen bis 2018 rund eine Milliarde Euro und hält zusätzlich 50 Millionen Euro zur Startup-Förderung bereit.
Bahn fährt Bus
20. Dezember 2016