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Autonom unterwegs: Der Elektro-Kleinbus von Navya. Foto: Schreiber

Die europäische Union fördert autonom fahrende Busse. Im Norden Deutschlands soll im Kreis Ostholstein die bundesweit erste Modellregion für autonom fahrende Busse im ländlichen Raum entstehen. Die Landesregierung und die Kreisverwaltung haben dafür aus dem Fördertopf die entsprechenden Gelder in Höhe von 350.000 Euro beantragt. Begleitet werden die politisch Ambitionierten von der Beratungsfirma EURA, die bis zum nächsten Jahr Wissenschaftler, Fahrzeughersteller und Nahverkehrsplaner an einen Tisch holen will. Das Ziel ist klar: Es soll nicht nur bei der Unterstützung aus Brüssel bleiben, weitere Fördergelder sollem vom Bund und auch noch ein weiteres Mal von der Europäischen Union kommen. Das nördliche Bundesland betiligt sich aber auch selbst finanziell an diesem Vorhaben: Das Land übernimmt die Kosten für die Vorbereitung der Infrastruktur und stellt die Kommunikationstechnik sicher. Das Landesverkehrsministerium unterstützt das Projekt, denn der ausgewählte Kreis sei wegen der vielen Touristen, die den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen sollen, besonders geeignet. Gleichzeitig sehen die zuständigen Bürokraten das Vorhaben aber auch als eine große Herausforderung an, da autonom fahrende Busse bisher – wenn überhaupt – nur auf einer einfachen Strecke und bei geringen Geschwindigkeiten eingesetzt wurden. Die autonom fahrenden Busse im Kreis Ostholstein müssen hingegen bei höheren Geschwindigkeiten betrieben werden können, um das Angebot für alle Beteiligten attraktiv gestalten zu können. Außerdem werde die Behörde mit dem Bundesverkehrsministerium rechtliche Rahmenbedingungen klären, zum Beispiel, wer bei Unfällen hafte.Bislang ist voll autonomes Fahren in Deutschland nur im Rahmen von Modellprojekten möglich, auf einem Abschnitt auf der A 9 bei München zum Beispiel oder im Berliner Stadtverkehr. Schleswig-Holstein geht einen Schritt weiter: Alltagstauglicher, autonomer ÖPNV auf dem Land ist das Ziel. Wer in einem Dorf lebt und in eine der Metropolen des Landes will, der fährt zukünftig autonom: Einfach einen der autonomen Zubringerbusse nach Hause bestellen und dann zum nächsten Bus-Knotenpunkt oder Bahnhof fahren lassen. Eine solche Aufgabenstellung sei noch einmal um einiges herausfordernder, als ein Fahrzeug nur auf der Autobahn oder in einer Stadt zu bewegen, erklärt der Ingenieur und „EurA“-Projektleiter Ralph E. Hirschberger. Die Fahrzeuge müssten bis zu 100 Kilometer pro Stunde schnell fahren und auf engen Gemeindestraßen zum Beispiel auch mal einem Treckergespann mit Überbreite ausweichen können. „EurA“-Vorstand Harald Eifert betont, dass das Projekt auch Chancen für Firmen im Norden eröffnen werde. So gebe es in Ahrensburg einen Marktführer für bildgebende Verfahren. Mit seiner Technik könnten zum Beispiel die Spiegel, die in manchen Dörfern an schlecht einsehbaren Kreuzungen stehen, durch Kameras ersetzt werden. Während autonom fahrende Fahrzeuge mit der Erfassung der Spiegelbilder Schwierigkeiten hätten, könnten sie Kamera-Informationen über herannahende Verkehrsteilnehmer verarbeiten.

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