Aus der Ferne sieht es aus wie eine Scheune. Optisch markant aber eher unauffällig fügt sich das Museumsdepot für historische Postfahrzeuge in die Landschaft. Der postgelbe, rollende Schatz gehört demMuseum für Kommunikation, das 1997 aus dem PTT-Museum hervorgegangen ist. Früher hat die so genannte Automobilabteilung der PTT die Fahrzeuge gesammelt und in der hauseigenen Werkstatt gepflegt. Im Rahmen des Konzernumbaus übernahm das Museum für Kommunikation die Exponate. 2.000 Quadratmeter misst die Fläche, die der Berner Architekten Patrick Thurston für die rollenden Raritäten entworfen hat. Für die Bauweise mit Holz und Stahl, die das Regionale der Häuser und der Landschaft in schweizerischen Schwarzenburgerland adaptiert, wurde der Architekt mit dem Prix Lignum in Gold ausgezeichnet. Das Depot liegt zwischen Schwarzenburg und Mamishaus in einer von großen solitären Eichen bäumen geprägten Ebene mit einzelnen Bauernhöfen. Ausgezeichnete Voraussetzungen für den Erhalt der historischen Postfahrzeuge hat das Museum mit einer neuen Halle geschaffen: Die 75 zusammengetragenen Fahrzeuge, unter ihnen viele legendäre Poschti, sind gut isoliert abgestellt und bleiben so der Nachwelt weiter erhalten. Das älteste Postauto ist ein Berna von 1921 – mit Vollgummireifen und Benzinmotor. Auch wenn sich Vieles verändert hat, Gelb zeichnet die Postbusse traditionell aus. Wenn sie denn aus dem Fuhrpark der PTT stammten, Subunternehmer waren bei der Farbwahl frei. So gibt es in der Sammlung auch einen Postbus, der beige ist. Wer die glänzenden Oldtimer mit den zahlreichen Chromelementen sieht, gerät unweigerlich ins Schwärmen. Die schmucken Zeitzeugen sind leider nicht zu besichtigen, denn die Halle ist ein Depot und kein Museum. Einlass gab es dennoch im Rahmen einer Architekturführung Ende Oktober, denn das Museum für Kommunikation ist sehr stolz auf die Auszeichnung der Architektur. Zwei der 26 Omnibusse können die Halle aber verlassen, wenn sie für repräsentative Zwecke benötigt werden: Ein Saurer von 1954 und ein Berna von 1947 sind zur Zeit die einzigen fahrbereiten Omnibusse. Die Sammlung der Busse soll weiter wachsen, alle zehn Jahre soll ein Bus, der den Schweizer Postauto-Alltag prägte, den Fuhrpark erweitern Der jüngste Postbus der Sammlung wurde 1994 gebaut. Der NAW ist deshalb so wichtig, weil er der letzte in der Schweiz produzierte Postbus ist. Wie professionell das Team vom Museum mit den Fahrzeugen umgeht, zeigt ein Blick unter die Busse: Alle sind aufgebockt, Ölwannen liegen unter dem Motor- und Getriebebereich. Um die verschiedenen Materialien – Metall, Leder oder beispielsweise Kunststoff – gleich gut zu erhalten, gibt es in der Halle eine konstante Temperatur von 21 Grad. Auch die Luftfeuchtigkeit wird kontrolliert, 55 Prozent sind für die Schweizer ein idealer Wert, um die Postbusse für die Zukunft zu sichern.
Ausgezeichnet: Museumsbau für Postautos
5. November 2015