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Die italienischen Radikalen haben zur Verdeutlichung ihres Ansinnens auch ein entsprechendes Motiv für das Plakat gewählt. Wer nicht zur Abstimmung geht, fährt weiter mit übervollen Bussen… Foto: Radicali

Am Sonntag, den 11. November, ist es soweit: Die Römer stimmen über ihren ÖPNV ab. Lange Zeit stand es schlecht um die Agenzia del trasporto autoferrotranviario del Comune di Roma (ATAC). Der Verkehrsbetrieb in Rom war de facto pleite, ein Konkurs unausweichlich. Doch das konnte sich die Stadt Rom nicht erlauben, denn sie ist Bürge der ATAC. Also musste ein Plan her. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, das städtische Busunternehmen mit einem Defizit von 1,5 Milliarden Euro zu retten, kam mit der neuen Bürgermeisterin Virgina Raggi die Wende. Langsam, für viele Römer zu langsam, aber immerhin, jetzt gibt es die ersten neuen Omnibusse. Und eine Privatisierung scheint vom Tisch, die ATAC will sich selbst retten, um nicht verkauft zu werden. Politik und Justiz haben eine schützende Hand über den Verkehrsbetrieb gelegt. Seit Anfang des Jahres zeigt die ATAC durchaus erfolgreich, dass sie auch anders kann. Erste Zahlen der hauseigenen Restrukturierungsmaßnahmen sprechen für das angedachte Konzept. Doch reicht das? Die Pläne, die geschrieben wurden, scheinen vorerst Gläubiger und Politiker gnädig zu stimmen. Warum genau jetzt die Römer abstimmen, mag keiner der Beteiligten sagen. Am Sonntag entscheidet nun das „referendum consultivo sul trasporto pubblico in citta“ darüber, ob die Bürger eine Privatisierung verschiedener Dienstleistungen des öffentlichen Verkehrs in der Hauptstadt durch öffentliche Ausschreibungen wollen oder nicht. Und, ob sie weitere Mobilitätsangebote, die über eine App abgewickelt werden, wollen. Was das im Detail bedeutet, ist vielen Römern aber gar nicht bewusst, denn es gab keine öffentliche Informationsveranstaltung oder politische Debatte. Die wurde nicht geführt, weil die politischen Lager wissen, dass das Ergebnis für sie nicht bindend ist. Die amtierende Bürgermeisterin hat im Vorfeld verlauten lassen, dass sie das Ergebnis bei ihren weiteren Entscheidungen zur Zukunft der ATAC aber durch berücksichtigen wolle.

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