Gestern haben Daimler und Volvo ihre Pläne die gemeinsame Serienfertigung von Brennstoffzellen in Europa konkretisiert: Cellcentric, so der Name des gemeinsamen Miteinanders, soll 2025 mit der Produktion von Brennstoffzellen beginnen. Wo, ist noch offen, der Standort soll erst nächstes Jahr benannt werden. Die Fahrerprobung mit ersten BZ-Lkw beim Kunden soll dann in drei Jahren beginnen. Aktuell werde in Esslingen die Vorserienproduktion vorbereitet. Und parallel dazu laufe auch schon die Prototypenfertigung, wie gestern berichtet wurde. Das Ziel ist durchaus als ambitioniert zu bezeichnen, denn Cellcentric soll einer der weltweit führenden Hersteller von Brennstoffzellen etabliert werden. Damit das klappt, arbeiten mehr als 300 hochspezialisierte Experten in interdisziplinären Teams an den Standorten Nabern, Stuttgart und Burnaby (Kanada) für das Joint Venture. Bisher wurden rund 700 Einzelpatente erteilt, was die führende Rolle des Unternehmens bei der technologischen Entwicklung unterstreicht.Martin Lundstedt, Geschäftsführer der Volvo Group, sprach bei der online übertragenen Strategie-Vorstellung von einer „Gigafactory für Brennstoffzellen auf dem Kontinent“. Klar ist, dass die beiden Hersteller bei der Produktion der Brennstoffzellen kooperieren, aber keine gemeinsame Entwicklung oder gar -Fertigung von Fahrzeugen verfolgen. „Wir wollen den Kunden entscheiden lassen, welche Lastwagen besser sind – Mercedes und Freightliner oder Volvo und Renault“, sagt Martin Daum, Geschäftsführer von Daimler Truck. Und: „Wir arbeiten nur beim Antriebsstrangs zusammen.“ Mit einem Schmunzeln fügte Daum hinzu: „Die Frage, welche Lkw besser sind, ist einer der wenigen Punkte, bei denen ich mit Martin Lundstedt nicht einer Meinung bin.“ Und noch etwas wurde wieder einmnal deutlich: Daimler und Volvo setzen auf die Batterie und die Brennstoffzelle. Im Gegensatz zu Traton, der Nutzfahrzeugsparte von Traton, gehen Daimler und Volvo im Nutzfahrzeug-Bereich davon aus, dass die parallele Entwicklung von Batterie und Brennstoffzelle mehr als sinnvoll ist. Die Batterie sei für die Kurzstrecke gedacht, die Brennstoffzelle komme der Langstrecke zum Einsatz. „Welcher Antrieb sich eignet, hängt vom Einsatzzweck ab“, erklärte Martin Lundstedt gestern in einem gemeinsamen Online-Event der beiden Nutzfahrzeug-Hersteller. „Natürlich gibt es Bereiche, in denen sich die Technologien überschneiden. Aber die Richtung ist klar.“ Und Martin Daum erläuterte die Philosophie und erklärte dabei, dass die Lkw doch öfter flexibel eingesetzt würden. „Man kann nicht immer planen“, so Daum. Das zielte auf die Notwendigkeit der Ladevorgänge ab, die natürlich im Vorfeld fest geplant werden müssen. Auch das Warum der Kooperation wurde im Verlauf dargelegt, die Kosten, die Entwicklung und Fertigung an den Tag bringen, könne man sich teilen. Im weiteren Verlauf klang wischen den Zeilen bei Martin Daum zudem noch an, dass er auch Unsicherheiten beim künftigen Stromnetz sehe. „Wenn wir alles mit grünem Strom betreiben sollen – unsere Häuser, Fabriken, Autos und Lkw – führt das zu einer starken Belastung der Netze. Um die Stromnetze zu entlasten, brauchen wird eine zweite Energiequelle für unsere Antriebe,“ so Daum. Auch wenn das Event von Lkw bestimmt wurde, Martin Daum erwähnte auch die Busbranche: So sollen künftig auch Linienbusse mit Brennstoffzellen ausgerüstet werden können, wie kommuniziert wurde. Aktuell werden die Linienbusse der beiden Hersteller zum größten Teil mit Batterien als Energiespeicher betrieben. Die Weiterentwicklung des schon 2018 vorgestellten vollelektrischen eCitaro sei in vollem Gange, die eMobility Roadmap des eCitaro sieht auch ein Fahrzeug mit wasserstoffbetriebener Brennstoffzelle zur Reichweitenverlängerung vor. Den ersten eCitaro REX (Range Extender) aus der Serienproduktion werde man im Laufe des Jahres 2022 an das Verkehrsunternehmen SWEG mit Hauptsitz in Lahr/Schwarzwald ausliefern, wie Daimler Buses bereits schon im letzten Jahr angekündigt hat. Martin Lundstedt: „Es ist unser aller Priorität, die Ziele des Pariser Abkommens spätestens bis 2050 zu erreichen und somit CO2-neutral zu werden. Wir sind davon überzeugt, dass die wasserstoffbasierte Brennstoffzellentechnologie eine wichtige Rolle bei der Erreichung dieses Meilensteins spielen wird. Uns ist jedoch auch klar, dass es dabei um mehr als nur die Elektrifizierung von Maschinen und Fahrzeugen geht. Es bedarf einer breiteren Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, um die notwendige Technologie und Infrastruktur zu entwickeln. Deshalb fordern wir ein gemeinsames Vorgehen von politischen Entscheidungsträgern und Regierungen auf der ganzen Welt, um die wasserstoffbasierte Brennstoffzellentechnologie zum Erfolg zu führen. Partnerschaften wie cellcentric sind für uns von entscheidender strategischer Bedeutung, um den Straßengüterverkehr zu dekarbonisieren.“ Die großen Lkw-Hersteller Europas – auch unterstützt durch die Daimler Truck AG und die Volvo Group – fordern den Aufbau von rund 300 Hochleistungs-Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge bis 2025 und von rund 1.000 Wasserstoff-Tankstellen bis spätestens 2030 in Europa. Die gemeinsame Initiative zielt darauf ab, Wasserstoff als Träger von Ökostrom für den Betrieb elektrischer Fernverkehrs-Lkw zu nutzen. Und natürlich wird der Reisebus davon profitieren, auch wenn dazu bisher noch keine Aussagen gemacht wurden. (Daimler/MercedesBenz/Volvo/PM/omnibus.news/Sr)