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Heiko Maas hat Post vom BDO bekommen. Foto: Denzel, Grafik: BDO, Cleanpng, Montage: omnibus.news

Die Fußball-Bundesliga darf ab der zweiten Mai-Hälfte mit Geisterspielen zurück ins Stadion. Die Bundesliga weiß, woran sie ist. Eltern von Kita-Kindern müssen weiter auf klare Ansagen warten, genauso wie Busunternehmer – was ist los in Berlin, nach welchen Kriterien wird in der Hauptstadt entschieden? Viele Lockerungen sind seit gestern angekündigt, die Busbranche scheint in Berlin aber immer noch nicht auf der Tagesordnung zu stehen. Stattdessen gab es einen ersten Dialog der Bundeskanzlerin mit der Automobilindustrie, auch hier soll viel Steuergeld fließen, um mit Prämien potentielle Autokäufer zu mobilisieren. Die Autobranche ruft nach Hilfe und scheint sie umgehend zu bekommen. Busunternehmer stellen Bus-Demos auf die Räder, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) schreibt einen Offenen Brief an die Bundeskanzlerin und den Vizekanzler. Weil dies scheinbar immer noch nicht ausreicht, haben die Vertreter von rund 4.000 mittelständischen Busunternehmen in Deutschland nun noch einen Brief anunseren Bundesaußenminister Heiko Maas geschickt. Wieder mit einer eindringlichen Bitte, denn die Not in der Busbranche ist groß. Der BDO bittet Heiko Maas, die von ihm ausgesprochene weltweite Reisewarnung zu relativieren. Der BDO schickte folgenden Wortlaut an den Bundesaußenminister: “Deutschland, Europa und die Welt erleben derzeit eine beispiellose Krise durch die Coronavirus-Pandemie. Diese Entwicklung betrifft alle wesentlichen Teile des öffentlichen Lebens in Deutschland und macht mitunter dramatische Veränderungen und Schritte notwendig, dies ist uns bewusst. An erster Stelle muss in dieser Situation der Gesundheitsschutz für die Bevölkerung stehen. Die Busbranche unterstützt Politik und Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen bei den notwendigen Maßnahmen, die zu einer Verlangsamung und hoffentlich zu einer Eindämmung der Virusverbreitung beitragen. Dies werden wir auch weiterhin tun – im Sinne unserer Fahrgäste sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der gesamten Öffentlichkeit. Aber die Unternehmen brauchen eine Perspektive, um durchhalten zu können. Wie Sie wissen, hat die Tourismusbranche die Auswirkungen der Pandemie als erste zu spüren bekommen und sie wird die letzte Branche sein, die sich wirtschaftlich erholt. In den gegenwärtigen Diskussionen über Lockerungen der Corona-bedingten Einschränkungen kommt der Bustourismus nicht vor und dies ist nach unserer Ansicht nicht sachgerecht. Ihren Äußerungen in der Presse entnehmen wir, dass der Hintergrund Ihrer weltweiten Reisewarnung die Sorge ist, erneut Tausende gestrandete Urlauber unter Einsatz erheblicher Summen Steuergeldes nach Deutschland zurückholen zu müssen. Selbstverständlich gilt es, dieses Szenario zu vermeiden. Allerdings gibt es gewaltige Unterschiede zwischen einer Busreise innerhalb Deutschlands bzw. in unsere Nachbarländer einerseits und Flugreisen auf andere Kontinente andererseits. Unsere Mitgliedsunternehmen haben bewiesen, dass sie im Krisenfall die Rückholung ihrer Reisegäste selbst und auf eigene Kosten bewerkstelligen können. Nach Verkün-dung des Verbotes von Reisebusreisen am 16. März 2020 durch die Bundeskanzlerin sind hunderte Busurlauber aus Österreich, Italien, Ungarn und vielen anderen europäi-schen Ländern nach Deutschland zurückgeholt worden – unter teilweise sehr schwieri-gen Bedingungen, da mittlerweile viele europäische Grenzen geschlossen waren und insbesondere der Informationsfluss, unter welchen Bedingungen man mit Bussen aus den jeweiligen EU-Staaten zurück nach Deutschland fahren darf, nur rudimentär ge-währleistet war. Aber die Busunternehmen waren sich der Verantwortung für ihre Fahr-gäste bewusst und haben sie alle sicher nach Hause befördert. In dieser Situation hat sich neben der Umweltfreundlichkeit unseres Verkehrsträgers vor allem dessen hohe Flexibilität von großem Nutzen erwiesen. Unser Petitum ist, diesen Unterschied zu anderen Verkehrsträgern auch beim Thema Reisewarnung zu berücksichtigen. Die deutsche Busbranche hat ein Konzept entwickelt, wie Busreisen in Corona-Zeiten sicher gestaltet werden können (Abstand, Hygiene, In-formation). Unsere Unternehmen haben bewiesen, dass ihre Fahrgäste ohne staatliche Hilfe wieder zurückkommen – deshalb sollten sie nun als erster Verkehrsträger wieder mit touristischen Verkehren beginnen dürfen. An den Busverkehren lässt sich risikoarm testen, wie sich die Lockerung der Reisebeschränkungen auswirken – sollten in einem Zielgebiet Neuinfektionen auftreten, lässt sich die Rückreise flexibel und unkompliziert durchführen. Sehr geehrter Herr Minister, bitte unterstützen Sie uns deshalb dabei, Schritt für Schritt in eine neue Normalität zu finden und relativieren Sie die weltweite Reisewarnung. Im Namen der mittelständischen Busunternehmen in diesem Land appellieren wir an Sie, jetzt zu handeln und verbleiben mit freundlichen Grüßen Ihr Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo).” Gestern hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefinnen und –chefs der Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Das Ergebnis waren zahlreiche Lockerungen. Alles, nur kein Bus – warum auch, Geisterspiele finden ja ohne Publikum statt und Kitas ohne Kinder klappt ja scheinbar auch… (BDO/Pressestelle Bundesregierung/PM/Schreiber)

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