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ADL schließt zwei Standorte und will 400 Mitarbeiter entlassen. Foto: ADL

Alexander Dennis (ADL), heute Teil der US-amerikanischen NFI Group, streicht nach eigenen Angaben bis zu 400 Arbeitsplätze, was 22 Prozent der Belegschaft entspricht. ADL hat die großen gelben Doppeldecker für Berlin geliefert und ist weltweit in diesem Segment aktiv. Nun steht fest: Die Busproduktion solle an einem einzigen Standort im britischen Scarborough zusammengefasst werden. Die Fertigung im schottischen Falkirk, die in den letzten Jahren bereits reduziert wurde, würde aufgegeben und der Standort geschlossen werden. Die Produktionslinien in Larbert sollen nach Abschluss der laufenden Verträge eingestellt werden.

Durch die Übernahme des schottischen Busherstellers durch die US-amerikanische NFI Group im Jashr 2019 entstand nach eigenen Angaben ein börsennotiertes Unternehmens und „unabhängiger, globaler Bushersteller mit marktführender Stellung in Großbritannien, Nordamerika und Hongkong sowie wachsender Präsenz in anderen Teilen des Asien-Pazifik-Raums ebenso wie in Lateinamerika und Kontinentaleuropa.“ NFI übernahm ADL seinerzeit zu einem Transaktionswert von 320 Millionen Pfund (ca. 360 Millionen Euro). Bei ADL blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück, in der heutigen Form besteht das Unternehmen seit 2004.

Paul Davies, Präsident und Geschäftsführer von Alexander Dennis, sagte: „Wir schlagen eine neue Produktionsstrategie für Großbritannien vor, um die finanzielle Nachhaltigkeit zu stärken und die Betriebskosten angesichts der sich verändernden und herausfordernden Marktdynamik zu senken. Gemeinsam mit unserer Muttergesellschaft NFI Group sind wir sehr stolz auf unsere britische Geschichte und unser Erbe, das bis ins Jahr 1895 zurückreicht, und glauben fest an unsere Mitarbeiter, Produkte und unser Geschäft. Wir müssen erhebliche Maßnahmen ergreifen, um die Effizienz zu steigern und unser Geschäftsmodell wettbewerbsfähig zu halten“

Bei ADL hofft man auf politische und gesetzliche Änderungen, die den Fokus Großbritanniens auf die Förderung der inländischen Produktion verstärken. Das Unternehmen hatte dafür schon den Grundstein gelegt, indem die langjährige Partnerschaft mit BYD aufgelockert und zwei neue, komplett in Eigenregie entwickelte Elektrobus-Baureihen auf den Markt gebracht wurden. Diese Baureihen, die für die Märkte UK und Irland bestimmt sind, werden komplett auf der Insel produziert. Dazu konzentrierte sich ADL in den vergangenen Jahren auf eine Modernisierungsagenda, die durch erhebliche Investitionen untermauert wurde, wie Paul Davies erklärte.

Der ADL-President und Managing Director erklärte seinerzeit, dass man nicht nur die Fertigungskapazitäten für die ‚ZEvolution‘ zukunftssicher machen müsse, sondern auch sicherstellen müsse, dass das bestmögliche Arbeitsumfeld geschaffen werden würde. Eine Neuausrichtung der britischen Fertigung wurde in den Finanzergebnissen der NFI Group bereits im ersten Quartal 2025 angedeutet, die die Erwartungen „für weitere Kostensenkungsaktivitäten in naher Zukunft“ im britischen Geschäft feststellten. Scheinbar haben die Verantwortlichen schon erkannt, dass der  wachsenden Konkurrenz chinesischer Omnibusse in UK sonst kein Paroli geboten werde könne.

Paul Davies hatte immer wieder die britische Politik rund um die Busbeschaffung kritisiert. Er stellte fest, dass es derzeit „nicht die Anreize oder Belohnung lokaler Inhalte, Arbeitsplatzerhaltung und -erstellung zulässt“ und es auch nicht „einen heimischen wirtschaftlichen Nutzen fördert“. Er machte zudem darauf aufmerksam, dass ADL seit einiger Zeit immer wieder vor einer solchen und gefährlichen Position warne und sowohl eine Politik als auch eine Gesetzesänderung sehen möchte, die Anreize für die Bereitstellung lokaler Leistungen, wenn Steuergelder investiert werden, erkennen lasse. (ADL/NFI/PM/Sr)

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