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Ebusco soll die nächsten 90 Elektrobusse für die BVG liefern, wie der Tagesspiegel berichtet. Foto: BVG, Ebusco, Schreiber; Montage: omnibus.news

Das Geheimnis um den Lieferanten der nächsten 90 Elektrobusse für die BVG in Berlin scheint gelüftet: Nach Informationen des Tagesspiegels aus Berlin, der bekanntlich nicht nur in politischen Kreisen gut vernetzt und immer bestens informiert ist, soll es sich beim Sieger der Ausschreibung der nächsten 90 Solo-Elektrobusse um das niederländische Unternehmen Ebusco handeln.

Für die BVG wäre das ein Novum. Bislang haben die Verkehrsbetriebe nämlich noch keine Fahrzeuge des Herstellers im Fuhrpark. Zur Zeit zählen Mercedes-Benz und Solaris zu den Lieferanten der Elektrobusse für die Hauptstadt. Die BVG soll ihre Busse bekanntlich bis 2030 komplett auf batterieelektrische Fahrzeuge umstellen.

Dafür müssen neue Betriebshöfe gebaut und bestehende umgerüstet werden. Der E-Fuhrpark soll flankierend wachsen, aktuell sind 137 Elektrobusse in Berlin im Bestand. Den größten Anteil konnte Solaris für sich verbuchen, 122 Fahrzeuge des polnischen Herstellers surren durch die Hauptstadt.

Doch gerade die ließen die Verkehrsbetriebe im letzten Winter im Stich: Das Problem seien die zweistelligen Temperaturen im Minusbereich gewesen, wie die Morgenpost berichtete. Die BVG-Sprecherin Petra Nelken bestätigte der Tageszeitung, dass ein besonderer Fahrzeugtyp Probleme mache, und zwar der zwölf Meter lange Bus des Herstellers Solaris.

„Die müssen laut Vertrag und Lastenheft auch bei minus zehn Grad 130 Kilometer fahren, das haben aber nicht alle geschafft.“ In der Tageszeitung Welt erklärte die BVG wenig später, dass insgesamt aber nur „1,7 Prozent“ der Berliner Elektrobus-Flotte betroffen gewesen seien.

Das Problem sei mittlerweile erkannt und behoben, so die BVG. es sei der hohe Energieverbrauch an den kalten Wintertagen gewesen. Und hier sei es wiederum das Heizen gewesen. Solaris habe durch ein Softwareupdate dazu beigetragen, dass die Elektrobusse nun für das Heizen weniger Strom ziehen würden.

Zum Verhalten der 15 Elektrobusse von Mercedes-Benz im Winter äußerte sich die BVG nicht, sie wurden aber auf Berliner Straßen auch bei Minusgraden gesichtet. Nach Mercedes-Benz und Solaris scheint nun Ebusco das zu liefern, was die BVG dringend benötigt.

Die Beteiligung an der Ausschreibung sei diesmal groß gewesen, wie es seitens der BVG heißt. Gleich deutlich mehr Hersteller hätten sich beteiligt. „Der Markt ist richtig in Bewegung. Wir sehen komplett neue Anbieter, die wirklich gut sind. Die etablierten Hersteller müssen sich warm anziehen.“, sagte Rolf Erfurt, Betriebsvorstand der BVG, gegenüber dem Tagesspiegel.

Die Elektrobusse der Niederländer, die beispielsweise in Frankfurt am Main im Einsatz sind, haben sich nach Angaben des dortigen Verkehrsbetriebes im letzten Winter behauptet und seien verfügbar gewesen. Auch andere Verkehrsbetriebe, die Elektrobusse von Ebusco im Fuhrpark haben, bestätigen die entsprechende Verfügbarkeit bei Minusgraden.

Die Batteriepacks sind laut Patrick Heuts, Innovationsmanager bei Ebusco, die wichtigste Komponente des Elektrobusses und Garant für den Erfolg. Um die Verfügbarkeit zu garantieren, setzt der Bushersteller schon jahrelang die LFP-Technologie (Lithium, Eisen und Phosphat) und rät von Schnellladen eher ab.

Seit jeher sagt man den Elektrobussen von Ebusco eine hohe Batteriekapazität nach. In der Grundausstattung  fahren sie mit
363 kWh vor, optional sind aber auch 525 kWh lieferbar. Alle Ladeoptionen werden angeboten, sowohl per Stecker als auch mit normalem oder invertierten Pantographen. Welche technische Ausstattung die BVG bestellt hat, berichtet der Tagesspiegel aber nicht.

Nach der Lieferung der neuen 90 Elektrobusse im nächsten Jahr fahren dann immerhin schon 15 Prozent der Busse in der Hauptstadt elektrisch. Bis Ende 2024 sollen lediglich rund 50 weitere Elektrobusse kommen, wie der Tagesspiegel in dem Zusammenhang mit der Meldung zu Ebusco berichtet.

Der Grund sei die unverzichtbare Technik im Umfeld der Elektrobusse, die so noch nicht vorhanden sei: „Die große Herausforderung sind die Flächen und die Infrastruktur“, sagt Betriebsvorstand Rolf Erfurt gegenüber dem Tagesspiegel. Dort liege momentan der Engpass. „Bevor wir weitere Busse kaufen, müssen wir erst mal neue Betriebshöfe bauen.“

Und mit Blick auf die großen Gelben, die Doppeldecker, sagte Rolf Erfurt, dass man auch emissionsfreie Doppeldecker anschaffen werde. Derzeit laufe dazu eine Studie, welche Anforderungen die Fahrzeuge erfüllen müssen. „Das Ziel der Studie ist, dass wir die nächsten Doppeldecker für Berlin elektrisch bestellen können“, sagte Rolf Erfurt gegenüber dem Tagesspiegel.

Jetzt wartet man in der Buswelt darauf, dass sich die BVG offiziell zum Hersteller der nächsten 90 Elektrobusse äußert. Der oder die Gewinner des Verfahrens würden erst nach Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Einspruchsfrist bekanntgegeben, so die Aussage der BVG. Auch bei Ebusco hüllt man sich noch in Schweigen. Spannend, im wahrsten Sinne. (BVG/Ebusco/Tagesspiegel/omnibus.news/Sr)

 

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