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2021 feiert Setra 70 Jahre – das Foto zeigt den Messestand auf der IAA 1951 mit dem Hochdecker-Aussichtsbus und einem Modell des ein Jahr später vorgestellten Gelenkbusses. Foto: VDA

Das selbsttragende Karosseriegerippe wurde zunächst als KKS – was für Karl Kässbohrer selbsttragend steht – vermarktet. Foto: Daimler

Tradition hat Zukunft: Setra hat ein bekanntes Motiv für die Werbung vor vier Jahren neu in Szene gesetzt. Foto: Daimler

Ankai hat sich auch beim Thema Werbung von den Ulmer Ziehvätern inspierieren lassen… Foto: Ankai

Der Ausstellungsraum 2 des Setra Museums im Ulmer Fischerviertel zeigte im Erdgeschoss die Omnibusentwicklung seit 1951 mit dem Gerippe des ersten S 8 (1950) und einem Modell des Setra S 10 (1953/ Original Lackierung). Foto: Schreiber

Not macht bekanntlich erfinderisch: 1950 hatte Otto Kässbohrer ein Problem, denn die rollende Basis für seine Omnibusse wurden nicht mehr in dem Maße geliefert, wie benötigt. Das Wirtschaftswunder führte dazu, dass die aufstrebende Bundesrepublik viele Lastwagen und Fahrgestelle für die Güterbeförderung benötigte. Kurzfristig musste eine Lösung her, denn auch die Nachfrage nach Kässbohrer-Omnibusse war groß. Zusammen mit seinem Chefkonstrukteur Georg Wahl suchte Otto Kässbohrer eine Lösung. Beide erinnerten sich an die 30er-Jahre, in denen Kässbohrer schon einmal einen Pkw mit einem selbsttragenden Fahrgestell gebaut hatte. Die beiden Ingenieure fachsimpelten, ob das Prinzip auch auf einen Omnibus übertragen werden könne, wie die Chronik des Ulmer Busherstellers schreibt. Heute wissen wir, man konnte. So entstand der Setra S 8, der erste Integralbus in Deutschland. Erstmals war ein Omnibus etwas Ganzes und keine technische Zusammenführung von Fahrgestell und Aufbau mehr. Auch seine äußere Erscheinung, ein stromlinienförmiges Außendesign, war etwas Besonderes. Schnell zeigten sich die Vorteile dieser “Not”-Lösung: Der Einbau eines Heckmotors mit direktem Antrieb auf die Hinterachse verringerte das Eigengewicht, der Wagenkörper hatte eine höhere Festigkeit und bot so mehr Sicherheit. Außerdem ließ sich so eine wirtschaftlichere Raumausnutzung generieren und mehr Bequemlichkeit für die Fahrgäste schaffen. Und nebenbei gab es auch noch mehr Gepäckraum. 1951 war es so weit: Neben dem fahrzeug sorgte besonders ein Foto für Aufsehen in der Buswelt: Sechs Arbeiter trugen das Gitterrohrgestell der neuen Kosntruktion. Es war der Beweis dafür, dass eine Gerippestruktur mit integrierter Bodengruppe eine solch hohe Stabilität hatte, dass damit ein Omnibus fertiggestellt werden konnte. Außerdem hatte der Omnibusbau damit endgültig das Lastwagenfahrgestell-Problem hinter sich gelassen und der Markenname geboren: Setra steht für „selbsttragend“. Dieses Bauprinzip aus den beginnenden 1950er Jahren bedeutete eine Revolution für den Omnibusbau in Deutschland und Europa. Otto Kässbohrer hat das selbsttragende Konstruktionsprinzip zwar nicht erfunden, aber kannte es bestens, weil er viele Jahre zahlreiche Pkw-Aufbauten realisiert hatte. Premiere feierte der Kässbohrer S8, der erste Integralomnibus mit selbsttragender Karosserie im April 1951 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung, die damals in Frankfurt stattfand. Interessant ist das Foto aus dem VDA-Archiv: Es zeigt den Kässbohrer-Messestand des Jahres 1951 mit Omnibus, der auf einem Krauss-Maffei-Fahrgestell seinerzeit ein Experiment war: ein Hochdecker-Aussichtsomnibus. Im Unterdeck besaß dieser Wagen durchgehend Gepäck- und Schlafräume, im Oberdeck dann die herrliche Aussicht. In den letzten 70 Jahren geschah viel, heute ist Setra das Premium-Produkt des Daimler-Konzerns, im Laufe der Jahre wurden immer wieder neue Omnibusbaureihen im Markt eingeführt, die auf die Idee von Otto Kässbohrer und Georg Wahl zurückzuführen sind.  Ihren Ursprung hat die Geschichte der Marke im Februar 1911. In Ulm wurde damals eine Verkehrsgesellschaft für eine Omnibuslinie zwischen der Stadt und deren Vorort Wiblingen gegründet. Einer der Teilhaber war Karl Kässbohrer, der seinen ersten Kraftomnibus auf Saurer-Fahrgestell mit 18 Sitz- und zehn Stehplätzen als Anteil einbrachte. Anders als damals üblich saß der Fahrer bereits in einem geschlossenen Fahrerhaus, dem ersten dieser Art im deutschen Automobilbau überhaupt. Auf dem Dach blieb noch Raum für Gepäck. Das gesamte Vorhaben war ein großer Erfolg und bereits im November 1911 konnte ein zweites Fahrzeug, wiederum von Kässbohrer geliefert, in Dienst gestellt werden. (Daimler/Kässbohrer-Archiv/omnibus.news/PM/Sr)

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