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Fritz Walter, Toni Turek und Sepp Herberger freuen sich über die Fahrt im O 6500 von Magirus. Foto: Iveco

Unsere Jungs waren 1954 auf vielen Fotos wichtiger, der Magirus O 6500 steht immer dezent im Hintergrund. Selbst bei der Abfahrt zum legendären Endspiel… Foto: Iveco

Zur Fußball-WM 1954 begleitete die Nationalmannschaft ein Magirus O 6500 und steht natürlich in der Schweiz auch immer beim Hotel bereit. Foto: Iveco

In München hatte 1954 zum ersten Mal ein Omnibus im Zusammenhang mit Fußball und der Weltmeisterschaft seinen großen Auftritt… Foto: Iveco

Genau 60 Jahre nach dem Überraschungssieg der deutschen Nationalmannschaft präsentierte Schuco im Jahr 2014 rechtzeitig zum Weihnachtsfest den Weltmeisterbus in 43-facher Verkleinerung. Dass der O 6500 von Magirus-Deutz ganz besonderen Ruhm erlangte, ist Helmut Rahn und der Nationalmannschaft von 1954 zu verdanken. Während der Bus fast in Vergessenheit geriet, ist das, was im Radio zu hören war, bis heute unvergessen: “Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“. Einen entsprechenden Treffer landete auch Schuco mit dem Modellbus, denn die Miniatur begeistert Fußball- und Busfans gleichermaßen. In dem kleinen Magirus haben, wie nach dem triumphalen Erfolg in Bern, auf den Sitzen der Nationaltrainer Sepp Herberger und der Spielführer der Nationalmannschaft Fritz Walter sowie ein Busfahrer Platz genommen. Schuco hat sich neben den Figuren noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Der Jules-Rimet-Pokal steht verkleinert auf der Armaturentafel! Zusammen mit weiteren Fotoätzteilen ein liebevolles Detail. Und zu guter Letzt gibt es mit dem Modellbus noch einen Nachdruck der Kicker-Sonderausgabe von 1954. Für einen Kaufanreiz dürfte auch die begrenzte Stückzahl sorgen: Schuco hat sich sinnigerweise für 1.954 Modelle entschieden. Eine gute Entscheidung war es, der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz einen Reisebus zur Verfügung zu stellen. Nach dem sportlichen Sieg ließ man Plakate mit den Fußballern im Bus drucken und feierte, denn der O 6500 war schließlich etwas Besonderes. Das, was Magirus-Deutz mit dem ersten Heckmotorbus 1951 auf die Beine bzw. Räder stellte, sorgte auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt für Aufsehen: Die Neuentwicklung eines Frontlenker-Busses mit dem Ulmer Münster stellte sogar den hauseigenen Vorgänger ins Abseits. Mit der Ära der Heckmotoren änderte sich viel Konstruktives bei Magirus-Deutz: Die volle Grundfläche des Busses konnte genutzt werden – von Anfang bis Ende waren Sitzplätze möglich. Die geringe Fußbodenhöhe wurde durch den im Heck verbauten Motor erst möglich. Dank des luftgekühlten 8-Zylinders, der eine geringe Bauhöhe hatte und kurz war, ging kaum Platz verloren. Der Rahmen war im Heckbereich nach unten gekröpft und oberhalb des Motors im Fahrgastraum mit der Sitzbank überbaut. Im Innern des Rahmens konnte platzsparend der Tank und die Technik, wie beispielsweise die Druckluftkessel, verbaut werden. Und auch für das Gepäck war unterhalb des Rahmens genügend Stauraum vorhanden. Der neue Frontlenker mit Heckmotor hatte bei einem Leergewicht von 8,4 Tonnen eine Zuladung von 6,5 Tonnen, was auch die Bezeichnung des Busses erklärt. Der Aufbau war halbselbsttragend mit dem Fahrgestellrahmen verbunden, was konstruktiv das Weglassen der Grundstreben möglich machte und Gewicht sparte. Außerdem war beim Aufbau eine größere Flexibilität möglich. Den O 6500 gab es in drei Versionen mit unterschiedlichen Türkonzepten für verschiedene Einsatzbereiche: Die Stadtbus-Variante bot neben 50 Stehplätzen noch 35 Sitzplätze und doppelbreite Türen. Der Überlandbus für den Ausflugs- und Gelegenheitsverkehr erhielt neben 43 Sitzplätzen die Zulassung für weitere 32 Stehplätze. Und der krönende Abschluss, der Reisebus, bot 48 Sitzplätze und bei Bedarf noch zehn Notsitze. Wie es sich für Reisebusse in den 50er Jahren gehörte, konnte der Unternehmer zwischen der Dachrand- und Dachkuppelverglasung wählen. Sehr schön im Detail nachgebildet ist beim Modellbus auch die Hutze im Heckbereich. Die war nötig, um den Heckmotor mit ausreichend Luft zum Kühlen zu versorgen. Die Idee für diese markante Lösung war aber nicht neu: Für die angedachten dreiachsigen, stromlinienförmigen Omnibusse, die in den 30er Jahren auf den Autobahnen fahren sollten, musste entsprechend Kühlung her, denn ein Zwölfzylinder mit satten 150 PS sollte dem Image des Schnellbusses gerecht werden. Schon damals hatten sich die Ingenieure überlegt, den Motor im Heck zu verbauen. Doch zurück zum Fußball und zum Geld, denn mit dem neuen Sponsor erhält der DFB viel (Spiel-)Geld: Angeblich ist Volkswagen bereit, für sein Sponsorenpaket zwischen 25 bis 30 Millionen Euro an den DFB zu überweisen – pro Jahr! Das würde knapp 20 Millionen mehr in die Kassen spülen als der noch bis zum Ende 2018 laufende Vertrag mit Mercedes-Benz. Luxus gab es 1954 nur mit Blick auf den Magirus O 6500 und dessen Ausstattung. Die Mannschaft fuhr während der Weltmeisterschaft und zur Feier danach also ganz standesgemäß. So ein gut ausgestatteter O 6500 von Magirus kostete in den 50er Jahren immerhin schon gute 85.000 DM. Der neue Mannschaftsbus des DFBs ist dafür – auch in Euro umgerechnet – nicht einmal ansatzweise zu bekommen… Alles ist relativ, Fritz Walter und Horst Eckel erhielten beispielsweise 2.200 DM für das Spielen wärend der Weltmeisterschaft. Im Gegensatz zu den anderen Spielern waren sie nämlich bei allen Spielen auf dem Platz. Die anderen Spieler bekamen 200 DM für jeden Einsatz. Für den Titelgewinn hingegen wurden dann noch einmal 1.000 DM an jeden Fußballer gezahlt. Da wird man bei den heutigen Summe nachdenklich, oder? Auch die Modellmacher haben viel überlegt: Entsprechend des Wandels in Fernost rechnet sich die klassische Produktion mit Metallmodellen nicht mehr. Resine als Material ist taktisch klug gewählt, denn so lassen sich selbst kleinere Auflagen und Nischenmodelle produzieren. Somit bleibt nicht nur die legendäre Radioreportage unvergessen, sondern auch der erste Mannschaftsbus der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Rüdiger Schreiber

Die erste Auflage des 43-fach verkleinerten WM-Busses gab es mit einem Kicker-Nachdruck. Foto: modellbus.info

In der ersten Reihe sitzen auch im kleinen Maßstab Sepp Herberger, Fritz Walter und der Busfahrer. Natürlich mit dabei: Der Pokal! Foto: modellbus.info

Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 legte Schuco den Magirus-Deutz O 6500 in einer zweiten Auslage in der Ausführung “Berlin” noch einmal neu auf. Foto: Hämel

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