Seite wählen

Spannender Ausblick in Sachen Elektromobilität im E-Bus-Radar von PWC. Grafik: PWC

Von den rund 35.000 Bussen, die deutschlandweit im Öffentlichen Personennahverkehr im Einsatz sind, fahren aktuell 100 rein elektrisch. Es werden mehr, keine Frage. Es sind auch schon mehr, wenn man die 71 Oberleitungsbusse hinzuzählt. Alles in allem haben die kommunalen Verkehrsbetriebe die Anschaffung von 821 reinen Elektrobussen bis 2031 angekündigt, wie das E-Bus-Radar von PWC ermittelt hat. Diese Zahl dürfte sich allerdings noch markant erhöhen, da der Großteil der Ausschreibungen noch aussteht. Reine Elektrobusse werden nicht nur entsprechende Fördermittel vom Bund, sondern auch Vorgaben der Europäischen Union (EU) werden dafür sorgen, dass aus bescheidenen 0,3% schnell tolze 50% werden. Bis 2025 müssen mindestens 50 Prozent der neu bestellten Linienbusse emissionsfrei sein, ab 2025 sind 75 Prozent vorgegeben. Die EU hat mit Blick auf die Klimaschutzziele festgelegt, dass die nationalen Ziele für die Vergabe öffentlicher Aufträge für umweltfreundliche Busse je nach der Größe der Bevölkerung des jeweiligen Landes und seines Bruttoinlandsprodukt (BIP) unterschiedlich auf mit einem Ziel festgelegt wurden: Lokal komplett emissionsfreie Bussen sollen die gewünschten Werte ermöglichen. Das bisher geltende Recht fordert, dass bei der öffentlichen Beschaffung von Fahrzeugen deren Energieeffizienz und Auswirkungen auf die Umwelt über deren gesamte Lebensdauer berücksichtigt werden muss. Dies konnte technologieoffen und in zugleich ökologisch und wirtschaftlich vertretbarer Weise durch die Beschaffung von Fahrzeugen mit z.B. besonders geringem Kraftstoffverbrauch und damit geringen CO2-Emissionen erfolgen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hält diese Vorgaben für wirtschaftlich und betrieblich weit von der Realität entfernt und merkt u.a. an, dass einer Fußnote der Verordnung zu entnehmen ist, dass zur Erfüllung der Quote nur lokal emissionsfreie Busse und mit Biomethangas betriebene Fahrzeuge mit dem Faktor 1 gezählt werden sollen; hingegen sollen alle anderen Busse (z.B. mit Erdgas betriebene Busse sowie Hybridbusse) lediglich mit dem Faktor 0,5 eingerechnet werden. Dadurch liegt die tatsächlich zu erreichende Quote deutlich über den im Gesetzesentwurf festgeschriebenen Zahlen. Und weiter: Für den ÖPNV mit Bussen wurden die höchsten zu erreichenden Quoten festgelegt und belasten diesen somit von allen Fahrzeugsegmenten am stärksten, obwohl dieser heute das beiweitem sauberste und klimafreundlichste Verkehrs- und Mobilitätsangebot im Nahverkehr stellt. Allein der ÖPNV mit Bussen hat in Deutschland seine CO2–Emissionen einschließlich Vorkette zwischen 1990 und 2016 bereits um rund 32% reduziert und damit die EU-Klimaschutzziele (Verringerung um 20 % bis 2020; um 40% bis 2030), die eigentlich für den gesamten Verkehrssektor gelten sollten, für 2020 bereits übertroffen und für 2030 schon jetzt nahezu erreicht. Der Verkehrssektor insgesamt hat zwischen 1990 und 2015 seine THG-Emissionen demgegenüber lediglich um rund 2,2% (Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA)) reduziert, wie der VDV mitteilt. Der ÖPNV wird – im Widerspruch zum Verursacherprinzip und zur Verhältnismäßigkeit den größten Beitrag zur Erneuerung der Flotten leisten und damit die Hauptlast der Maßnahmen tragen. Es sei fraglich, so der VDV, ob die vorgesehenen Maßnahmen überhaupt einen relevanten Nutzen für die Erreichung der Klimaschutzziele des Verkehrssektors erbringen werden. Der Anteil des straßengebundenen ÖPNV an den THG-Gesamtemissionen des Verkehrssektors ist trotz hoher Verkehrsleistung sehr gering (nur rund 2%). Dennoch zwingt die EU ab 2021 die Betreiber im ÖPNV dazu, emissionsfreie Linienbusse zu kaufen. Wie gesagt: Jeweils die Hälfte der Beschaffungsquoten bei neuen Linienbussen muss mit komplett emissionsfreien Fahrzeugen gedeckt werden. Dazu gehören ausdrücklich nicht Hybrid-Fahrzeuge. Die Buswelt blickt also auf Elektrobusse. Rund 1.500 sind europaweit im Einsatz, wie die Beratungsgesellschaft McKinsey ermittelt hat. Und merkt an: In China sein das 2011 der Fall gewesen. Heute würden im Reich der Mitte 380.000 Elektrobusse fahren. Dementsprechend sei auch zu erklären, dass Jeder vierte in Europa verkaufte Elektrobus aus China komme. In Deutschland sind immerhin die ersten 100 Busse rein elektrisch unterwegs. “Wir brauchen jetzt was zum Greifen”, forderte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur im Umfeld der Bus2Bus. Mit dem Vorsatz, ab 2020 nur noch lokal emissionsfreie Busse zu beschaffen, setzt sich die Stadt Hamburg zur Zeit am vehementesten für Elektromobilität in Deutschland ein. Es bleibt spannend, wann und wie die Zahlen der zugelassenen Elektrobusse in Deutschland steigen werden.

Teilen auf: