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Seit 25. Oktober 2021 testet die ATAC in Rom einen Elektrobus mit Ultrakondensatoren-Technologie. Foto: ATAC

Seit gestern fährt in Rom der erste Elektrobus! Ganze 1.000 Stromer sollen es bis 2030 sein, wenn es nach dem Willen des Verkehrsbetriebes geht. Doch vor dem Kauf, der zusammen mit Verkehrsbetrieben in Mailand und Neapel schon einmal theoretisch angedacht ist und als Großauftrag entsprechende finanzielle Vorteile mit sich bringen soll, muss sich der Elektrobus mit Superkondensatoren in der Praxis beweisen: Ein halbes Jahr will die Agenzia del trasporto autoferrotranviario del Comune di Roma (ATAC)  den Elektrobus erst einmal testen. Der Elektrobus ist seit gestern auf der Linie 64, die den Bahnhof Termini mit dem Bahnhof San Pietro verbindet, im Einsatz.

Der vom Hersteller Chariot Motors als SmartBus bezeichnete Elektrobus ist ein schnellladefähiges Fahrzeug, das aus Bulgarien bzw. China kommt. Der bulgarische Elektrobus-Hersteller bietet Fahrzeuge mit Ultrakondensatoren statt Batteriepaketen an. Alle Elektrobusse werden mit Hilfe von Higer aus dem Reich der Mitte auf die Räder gestellt. Hinter dem SmartBus-Konzept steht ein Joint Venture von Chariot Motors mit dem lokalen italienischen Partner E-CO. Der SmartBus setzt statt Batterien auf Ultrakondensatoren mit 32 kWh. Diese werden in wenigen Minuten per Pantograf aufgeladen. Die ATAC lädt den SmartBus am Bahnhof San Pietro, Angaben zu technischen Daten der Ladestation gibt es nicht. Aber immerhin zur Reichweite: So soll der 12m lange Elektrobus eine Strecke von 25 bis 45 Kilometer problemlos zurücklegen können.

Im Gegensatz zum batterielektrischen Antrieb haben Ultrakondensatoren durch einen Vorteil denn sie setzen nicht auf chemische, sondern auf kapazitive Energiespeicherung. So kann sehr schnell eine große Energiemenge gespeichert und auch schnell wieder abgeben werden. Als Nachteil muss derzeit noch die geringe Energiedichte genannt werden, aber auch hier würde sich nach Angaben des Herstellers in absehbarer Zukunft etwas bewegen. Weitere Details nennen weder der hersteller noch die ATAC,  Angaben zum Antrieb und der Ultrakondensatoren-Technologie werden, bis auf die Aussage, dass die Ultrakondensatoren 32 kWh haben und der Verbauch bei unter 1 kWh pro Kilometer liegen solle, und Technik von Siemens sowie ZF verbaut sei, nicht gemacht.

Das Experimentieren auf Linie 64 sei nach Aussagen der ATAC einer der ersten Schritte einer im wahrsten Sinne spannenden Investitionspolitik, die sich Elektrofahrzeugen und deren Zulassung widmet. Giovanni Mottura, CEO der ATAC, erklärte diesen Schritt in Richtung einer umweltfreundlichen Mobilität mit einer “strategische Entscheidung”, die im Einklang mit der letzten Anschaffung von 100 Hybridbussen stehe. Man sei zukunmftsorientiert und neuen Technologien gegenüber offen. Nach dem klassischen Dieselmotor sei der Hybridantrieb eine Zwischenstufe zu einem Zero Emission-Antrieb, wie es aus Rom heißt. „Die Wahl eines Mobilitätssystems mit geringen Umweltauswirkungen, insbesondere in städtischen Gebieten, hat Priorität, um die Lebensqualität der Bürger zu verbessern und unsere Zukunft zu sichern“, sagte Mottura.

Stefano Brinchi, Präsident und CEO von Roma Servizi per la Mobilità, gab Mitte Oktober den Start des Experiments bekannt. Brinchi erklärte in einem langen Post auf Facebook, wie die Idee von den Erfahrungen in Turin inspiriert wurde, der Stadt, in der dieser Bustyp bereits im vergangenen Mai verkehrte. Von dort aus wurden Kontakte mit GTT und dem E-Co-Konsortium geknüpft, “um die Möglichkeit zu prüfen, ein Experiment des Elektrofahrzeugs mit Superkondensatoren auch in Rom durchzuführen”.

Bei der ATAC habe das innovative Fahrzeugkonzept überzeugt. Ohne schwere Batteriespeicher an Bord kann der SmartBus vor allem in der Gewichts- und Energiespeicherreduzierung punkten. Dank der Verwendung eines von E-CO entwickelten Ultrakondensatorspeichersystems der neuesten Generation mit jetzt relativ hoher Energiedichte könne man beim Bremso so mehr als 35 % der eingesetzten Energie rekuperieren, wie der Hersteller auf Nachfrage von omnibus.news erklärt. Chariot Motors bietet nach eigenen Aussagen aktuell drei Elektrobusse (in verschiedenen Gefäßgrößen von 8 bis 18m an), der Gelenkbus stünde kurz vor der Homologation, wie es heißt. Die verfügbaren Ultrakondensatoren für die drei Baureihen verfügten über unterschiedliche Kapazitäten und können laut Herstellerangaben mit einer Ladung ganz realistisch Reichweiten von über 40 km erreichen. (ATAC/ChariotMotors/RomaServiziperlaMobilità/omnibus.news/Sr)

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