
Mercedes-Benz gibt einen ersten Ausblick auf den Sprinter Nummer Vier. Foto: Mercedes-Benz
Das muss man sich trauen: Mercedes-Benz präsentierte eine unvollendete Skulptur vor den Toren Stuttgarts in Neuhausen auf den Fildern und weckt so Neugierde auf den Sprinter der Zukunft… Wäre man Michelangelo, dann könnte man schon jetzt sehen, was die Schaben beim Design für die 4. Generation der Sprinter-Baureihe definiert haben. Nur der italienische Maler, Bildhauer, Baumeister und Dichter hatte – nach eigenen Angaben – diese Gabe, die fertige Figur im Stein bereits schon sehen zu können, bevor er sie freilegte. Diese Vorgehensweise spiegelte seine neuplatonische Philosophie wider, dass die ideale Form bereits im Material existiert und die Aufgabe des Künstlers darin besteht, sie zu enthüllen.
Mercedes-Benz beherrscht die Kunst, neue Baureihen perfekt zu inszenieren. Auch wenn es ein ganz leiser Moment war, das Symbolische dahinter ist um so lauter. Auf einem Plateau ragt plötzlich – neben der Vergangenheit um der Ikone plötzlich die Zukunft in Form eines skulpturalen Kunstwerkes auf… Die Schwaben geizen nicht, ganz im Gegenteil, sie haben das gemacht, was man in Stuttgart mehr als gekonnt und mit feierlicher Routine perfekt beherrscht: Mercedes-Benz hat wieder einmal Geschichte geschrieben, indem man sie neu erzählt. Aber: Bis zum nächsten Jahr müssen wir uns aber noch gedulden, es sei denn, ein Erlkönig läuft oder fährt einem über den Weg. 2026 wird Mercedes-Benz den Sprinter der vierten Generation präsentieren, im Umfeld einer großen Messe, wie bei der Premiere gemunkelt wurde.
„Als Erfinder des leichten Nutzfahrzeugs stellen wir seit fast 130 Jahren unser gesamtes Know-how und unsere Erfahrung konsequent in den Dienst unserer gewerblichen Kunden. Ihr Nutzen und Mehrwert stehen für uns an erster Stelle – damals, heute und morgen. Kundenzufriedenheit und innovative Lösungen sind tief in unserer Unternehmens-DNA verankert und bilden das Fundament für unsere Premium-Transporter.“, so Thomas Klein, Leiter Mercedes-Benz Vans, anlässlich der gestrigen Premiere. Mit der Präsentation des ältesten fahrbereiten Lieferwagens der Welt, eines Benz Combinations-Lieferungswagens, und eines aktuellen eSprinter enthüllte Mercedes-Benz „The boulder“ – eine nach Angaben des Herstellers beeindruckende und expressive Skulptur in Steinoptik, die einen ersten Einblick gibt, wie Mercedes-Benz glaubt, den Transporter abermals neu erfunden zu haben.

Mercedes-Benz betonte bei der Preview, dass das Unternehmen s Unternehmen eine 130-jährige Geschichte im Segment der Transporter habe, denn 1896 erfand man nach eigenen Angaben den Transporter. Foto: Mercedes-Benz
Den Stolz nimmt das Unternehmen aus seiner 130-jährigen Geschichte, denn 1896 erfanden die Schwaben nach eigenen Angaben den ersten Transporter. Damit nicht genug: 1995 revolutionierte der Sprinter von Mercedes-Benz die Branche und wurde zur namensgebenden Ikone einer ganzen Transporterklasse.Das Objekt der Begierde ist aber weder Marmor oder Granit, der gestern vorgestellte Felsblock (engl. boulder) ist aus Hartschaum, was dem spektakulären Auftritt keinen Abbruch tut. Erste Konturen sind bereits freigelegt und lassen wieder einmal ein ganz eigenständiges Exterieur-Design erahnen. Darüber hinaus vermittelt die Skulptur einen Eindruck von den Abmessungen des künftigen Mercedes-Benz Transporters, denn der Felsblock, der die 4. Generation verkörpern soll, misst stolze 650 Zentimeter in der Länge, 275 Zentimeter in der Höhe und 250 Zentimeter in der Breite.
Was ist schon jetzt im Detail zu sehen? Der Stern, der schon jetzt hervorschaut, betont die kräftig ausgebildete Frontmaske, die in dieser Form dem Fußgängerschutz dienen wird. Gleichzeitig kann so aber auch „unter der Haube“ noch ein Dieselmotor verbaut werden – ja, ein Dieselmotor, denn den Sprinter Nummer Vier gibt es wahlweise mit Elektroantrieb oder Verbrennermotor! Und noch etwas fällt auf: Die nächste Generation macht dem Kastenwagen alle Ehre – vorbei die Zeiten runder oder aerodynamischer bedingter Formen. Mercedes-Benz zeigt Kante und sprach in diesem Zusammenhang bei der Vorstellung gestern von „Boxiness“. Gerade und mehr oder weniger steil aufragende Wände und ein ebenso gerades Heck scheinen angedacht zu sein. Warum? Um viel Platz für das zu bieten, was Paketdienste, Handwerker oder Wohnmobilhersteller dort einbauen wollen.

Den Sprinter Nummer Vier gibt es wahlweise mit Elektroantrieb oder Verbrennermotor und langer Haube… Foto: Mercedes-Benz
Aber: Mit Blick auf das kleine Quäntchen bzw. das Ausreizen der letzten Kilometer an Reichweite müssen auch die Schwaben die Gesetze der Aerodynamik beachten. Was sie wie mit Blick auf den Stromverbrauch und Verbräuche umgesetzt haben, wird man erst im nächsten Jahr sehen. Dafür gibt es eine neue Fahrzeugarchitektur, die künftig die Basis für alle neu entwickelten mittelgroßen und großen Mercedes-Benz Vans sein wird.Diese erlaube eine klare Differenzierung zwischen privat positionierten Großraumlimousinen (VLE und VLS) und gewerblich positionierten Vans im Premiumsegment, wie Mercedes-Benz erklärte. Ab 2026 werden die vollelektrischen Modelle der Van Electric Architecture (VAN.EA) für Privatkunden eingeführt. Den Anfang macht der VLE. Zu einem späteren Zeitpunkt folgen die elektrischen gewerblichen Transporter – vielleicht steht die nächste Sprinter-Generation auf der IAA Transportation im September 2026 in Hannover?
Mit der zweiten Ausprägung der VAN-Architektur, der Van Combustion Architecture (VAN.CA), würden zusätzlich hochmoderne Verbrenner-Vans das künftige Portfolio für den privaten und gewerblichen Einsatz ergänzen, so der Hersteller. Rund 100 Jahre nach der Erfindung des Transporters revolutionierte Mercedes-Benz Vans 1995 mit dem Sprinter das Segment der leichten Nutzfahrzeuge. Bahnt sich wieder etwas Legendäres an? Der Sprinter schloss damals die Lücke zwischen Pkw und Lkw und gab einer ganzen Fahrzeugklasse seinen Namen. Bis heute wird er für seine außergewöhnliche Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit, seinen hohen Komfort und die Pkw-ähnlichen Fahreigenschaften geschätzt. In drei Jahrzehnten wurden über fünf Millionen Sprinter produziert – in unterschiedlichen Varianten für unterschiedliche Einsatzzwecke:
Von Rettungs- und Polizeifahrzeugen über Kühlfahrzeuge, Kurier-, Handwerker- und Baustellenfahrzeuge bis hin zu Reisemobilen. Damit das Absatzvolumen und der Zuspruch zukünftig so bleiben, setzen die Schwaben auf Modulbauweise: So wird es einen vorderen Wagenteil mit elektrischem Antrieb und Vorderachse geben, in der Mitte ein Modul mit unterschiedlich vielen Batterien und ein Heckmodul mit Hinterachse – hier kann bei Bedarf noch ein zweiter Elektromotor verbaut werden. Damit ist, keine Frage, eine ungeahnte Flexibilität möglich. Und: Die elektrischen Vans und Transporter machen technisch einen großen Sprung auf die 800-Volt-Technik. Diese soll deutlich schnellere Ladevorgänge ermöglichen, wie Mercedes-Benz erklärte. Mir dem Mercedes-Benz Operating System (MB.OS) läutet der Hersteller nun auch für die kleinen Nutzfahrzeuge eine neue Ära ein. Künftig steuern zentrale Hochleistungsrechner sämtliche Systeme, Updates erfolgen wie beim Smartphone drahtlos „over the air“, und künstliche Intelligenz soll Wartungen vorausschauend planen, so Mercedes-Benz.

Die nächste Generation macht dem Kastenwagen alle Ehre – vorbei die Zeiten runder oder aerodynamischer bedingter Formen. Mercedes-Benz zeigt Kante… Foto: Mercedes-Benz
Die nächste Generation von Mercedes‑Benz Transportern wird nach Aussagen des Herstellers innovative Antriebsstränge, Konnektivität und fortschrittliche digitale Dienste bieten. Die Funktionalität und die Kundenbedürfnisse hätten bei der Entwicklung im Fokus gestanden. Man biete den Kunden modernste Technologie gepaart mit Effizienz und maßgeschneiderter Intelligenz, so Mercedes-Benz anlässlich der Premiere. Nächstes Jahr wird die nächste Generation vorgestellt, ab 2027 könnte der Mercedes-Transporter dann zum vernetzten Alleskönner werden, der neben dem Material auch Daten bewegt. Damit dürfte der Sprinter Nummer Vier mehr denn je die Nummer 1 in seinem Segment sein beziehungsweise bleiben. Man ahnt es, hätte Michelangelo gestern den Felsblock gesehen, er würde die Poleposition bestätigen… „The boulder“ ist wie ein Fels in der Brandung und einer mit klarer Borschaft: Tradition hat Zukunft, das Alte wird dabei nicht vergessen – sondern das Beste davon weitergetragen. Die Schwaben zeigen, dass ein Transporter mehr transportieren kann als nur Ware: Nämlich immer auch ein Stück Geschichte, Zukunft, Verantwortung – wenn er denn den Stern in der Frontmaske hat. (MercedesBenz/omnibus.news/Sr)