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Mumbai will 900 Doppeldecker mit Elektroantrieb anschaffen. Foto: Brihanmumbai Electric Supply and Transport

Berlin hat ihn, London hat ihn und selbst in Mumbai gehört er zum Stadtbild: Der Doppeldecker prägt auch in Indien die Straßen der größten Stadt des Landes. Nun findet er ein jähes Ende, zumindest mit konventionellem Antrieb. Mit Blick auf die extreme Luftverschmutzung sollen alle Doppeldecker zukünftig batterieelektrisch fahren. Der WHO zufolge befinden sich 14 der 15 am stärksten verschmutzten Städten der Welt in Indien. Und da ist Mumbai ganz vorne mit dabei, die Luftqualität in der indischen Finanzhauptstadt wird selbst von indischen Behörden ganz offiziell als ungesund eingestuft.

Die Konzentration Schwebstaubteilchen, deren Durchmesser kleiner ist als 2,5 µm bildet u.a. dafür die Grundlage. In der täglichen Übersicht der Belastung wird für Mumbai für PM-2,5 in der Luft derzeit ein Wert ermittelt, der 12.1 mal höher als der Jahresrichtwert der WHO. Die PM-2,5-Feinstaubpartikel können durch die Blut­bahn in die Lunge eindringen und schwere Atemwegs- und Herzerkrankungen verursa­chen.

Und weil Fahrverbote alleine nicht reichen, müssen Alternativen her. Der indische Minister für Tourismus und Umwelt, Aaditya Thackeray, hat auf Twitter angekündigt, dass Brihanmumbai Electric Supply and Transport (BEST) nun 900 E-Doppeldecker anschaffen wird. In einem seiner Tweets schrieb Thackeray außerdem: “Da wir unsere BEST-Flotte auf 10.000 Elektrobusse bzw. Busse mit sauberem alternativem Treibstoff aufstocken werden, ist es unser Ziel, möglichst viele Doppeldeckerbusse zu haben, da dies unsere Kapazität erhöht.”

Thackeray forderte auch die Stadtverwaltungen anderer indischer Städte auf, Elektrobusse zu beschaffen und sogar den elektrischen Doppeldeckerbus in die Fuhrparks aufzunehmen. Das Ziel der indischen Regierung, bis zum Jahr 2070 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wie es auf dem COP26-Gipfel zugesagt wurde, unterstreicht die Notwendigkeit, sich auf E-Fahrzeuge als die “Zukunft der Mobilität” zu konzentrieren.

Da der Anteil der Autos pro tausend Einwohner in Indien weitaus geringer ist als in Industrieländern wie den USA, Großbritannien und Australien, wird der Großteil der Bevölkerung weiterhin auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein. Damit Indien seine Luftverschmutzung und insbesondere die Kohlendioxidemissionen reduzieren kann, muss der Schwerpunkt auf der massenhaften Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrs liegen, bei der – nach Ansicht der Regierung – Elektrobusse eine entscheidende Rolle spielen werden.

Im Jahr 2020 wurden in ganz Indien 600 E-Blektrobusse neu zugelassen. Um die Zahl zu erhöhen, hat die indische Regierung entsprechende finanzielle Anreize zum Kauf geschaffen, wie es in einem Papier der Nationally Determined ContributionTransport Initiative for Asia heißt. Convergence Energy Services Limited (CESL) hat eine Ausschreibung für 5.450 batterieelektrische Linienbusse sowie zusätzlich weitere 130 Elektro-Doppeldecker veröffentlicht. Das Tochterunternehmen des staatlichen Energiedienstleisters Energy Efficiency Services Limited (EESL) arbeitet dabei mit fünf großen Verkehrsbetrieben zusammen, um in neun Städten Elektromobilität voranzutreiben.

In 2021 machen Elektrobusse laut Marktquellen (u.a. Anumita Roychowdhury and Sayan Roy 2021, Electric Bus: Towards Zero-Emission Commuting, Centre for Science and Environment, New Delhi) nur einen sehr kleinen Teil der Neuzulassungen aus. 74% der neu zugelassenen Elektrobusse sowie die damit verbundenen Aufträge stünden im Zusammenhang mit neuen Anbietern auf dem indischen Markt, wie es weiter heißt.

Die Elektrobus-Protektion wird primär durch die Regierung vorangetrieben,um das Vorhaben finaziell zu meistern, werden die Elektrobusse u.a. im Rahmen von „#TheGrandChallenge“ den Verkehrsbetrieben als Dienstleistung von Convergence Energy Services Limited angeboten. Der Vertrag läuft zwölf Jahre, bezahlt wird pro Kilometer. Andere Programme sind zuschussorientiert. Eingeplant sind für die gut 5.500 neuen Elektrobusse bis zu 55 Milliarden Rupien (rund 650 Millionen Euro).

Ob das reicht, die indische E-Bus-Revolution auch durchzusetzen? Die heimischen Hersteller können die geforderten Stückzahlen an Elektrobussen nicht liefern. Während Fahrgestelle und Aufbauten für Elektrobusse vor Ort hergestellt werden können, sind die Hersteller bei den technischen Komponenten und vor allem bei den Batterien von Importen abhängig. Und selbst in Indien gibt es durchaus berechtigte Kritik, denn die Lebensdauer der Batterien ist endlich – einen Entsorgungsplan oder einen für ein zweites Leben gibt es in Indien nicht. (BEST/CESL/COP26/EESL/PM/Sr)

 

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