Geht jetzt in Lunden auf die Straße: Der HFM-Shuttle namens Busbee. Foto: Schreiber
Der NAF-Bus (Nachfragegesteuerter-Autonom-Fahrender Bus) des Herstellers Hanseatische Fahrzeug Manufaktur GmbH (HFM) wurde heute als 3. Projektfahrzeug in Lunden vorgestellt und offiziell an die Autokraft GmbH übergeben. Damit ist einer der letzten wichtigen Meilensteine des Forschungsprojekts erreicht. Wolfgang Bern, Geschäftsführer von HFM, übergab den Bus an Michael Kierek, Projektleiter auf Seiten von Autokraft im Projekt NAF-Bus.
Viele Komponenten wie etwa die Antriebseinheit oder die Steuerungstechnik für den autonomen Betrieb sind komplette Neuentwicklungen, die im Rahmen des Forschungsprojektes entstanden sind. „Der Bau autonomer Fahrzeuge ist Neuland. So erfordert u.a. die Bedienung des Joysticks ein gewisses Gefühl“, erläuterte der Entwickler Wolfgang Bern den zwei Busfahrern von Autokraft, die bereits nach der Lieferung des Fahrzeugs die erste Einweisungsfahrt mit ihm erfolgreich gemeistert haben.
Ralph Hirschberg, Gesamtprojektleiter NAF-Bus von der EurA AG, sagt über die Herausforderung bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge: „Autonomes, elektrisches Fahren erfordert hochkomplexe Verfahren. All das, was ein Mensch am Steuer zeitgleich ausübt – etwa das Wahrnehmen der Lichtsignale einer Ampel, der Blick in den Rückspiegel und das Bremsen – sollen autonome Fahrzeuge in Zukunft allein ausführen. Dies bedarf eines Austauschs großer Datenmengen zwischen Fahrzeug und Umgebung.“
In den kommenden Wochen wird der NAF-Bus immer wieder auf den Straßen in Lunden und Lehe für Fahrgäste kostenfrei unterwegs sein. Der Bus wird dabei vorerst nicht autonom fahren, sondern im manuellen Betrieb. Das heißt, dass jederzeit eine Begleitperson an Bord ist, die sogenannten Operatoren, die den Shuttle steuern und auf die Sicherheit im Straßenverkehr achten. „Wir sind gespannt auf das Fahrerlebnis in realen Umgebungen, also im ‚echten‘ Straßenverkehr. Genauso gespannt sind wir aber auch auf das Feedback der Fahrgäste, die ja neben den Operatoren durch Ihr Fahrempfinden ebenso einen wichtigen Beitrag in das Projekt einbringen“, berichtete Michael Kierek, Betriebsmanager von Autokraft.
Ob der Bus innerhalb des Projektzeitraums noch autonom fahren wird, ist aufgrund der ausstehenden Streckeneinmessung noch offen. „Aber auch ohne den autonomen Modus gilt es Daten zur Reichweite, Bedienung und Fahrerlebnis zu analysieren, die nicht minder wichtig sind“, so Kierek weiter. Untergebracht ist der Bus in Lunden in einer Halle, wo er geladen wird, wenn er gerade nicht im Betrieb ist.
NAF-Bus steht für „Nachfragegesteuerter-Autonom-Fahrender Bus“. In dem seit 2017 vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderten Projekt sind bisher zwei autonom fahrende Busse von unterschiedlichen Herstellern (EasyMile und Navya) in verschiedenen Umgebungsszenarien in Enge-Sande und in Keitum auf Sylt im Kreis Nordfriesland getestet worden. Noch bis Ende September fährt Autokraft nun den im Projekt dritten, kleinen roten Shuttlebus von HFM auf den Straßen von Lunden und Lehe im Kreis Dithmarschen. Aufgrund pandemiebedingter Verzögerungen sowie technischer Konstruktionsprobleme, wie sie bei dem Bau von Prototypen nicht unüblich sind, hatte sich die Fertigstellung und Auslieferung des dritten NAF-Busses verschoben. Die verbliebenen Projektwochen bis zum 30. September 2021 sollen genutzt werden, um Erkenntnisse über das Fahrverhalten, die Reichweite und weitere Parameter des Fahrzeugs zu gewinnen. (NAF-Bus/Autokraft/HFM/PM/Sr)
Das modulare, zulassungsfähige Basisfahrzeug Motionboard bildet die Basis des Busbee. Foto: Bern