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Volvo hat zwei Versuchsträger als rein elektrische Gelenkbusse auf die Räder bestellt. Foto: Schreiber

Das Projekt ElectriCity in Göteborg  ist ein Aufsehen erregendes Kooperationsprojekt von Stadt, Industrie und Universität. Gemeinsam tüftelt man an attraktiveren Nahverkehrslösungen. Volvo war von Anafng an dabei, nachdem die ersten drei Jahre nun abgelaufen sind, geht man in die Verlängerung. Und bei Volvo nimmt man das sprichtwörtlich: Nun stellen die Schweden dafür nach Solo-Elektrobussen zwei rein elektrische Gelenkbusse bereit. „Electricity und die Linie 55 sind handfeste Beweise dafür, wie sich Göteborg zu einer nachhaltigeren und offenen Metropole mit attraktiven öffentlichen Räumen und einem reichhaltigen Angebot entwickelt“, sagte Göteborgs Bürgermeisterin Anneli Hulthén. „Außerdem zeigt das Projekt, wie sehr wir uns um Know-how und Investition bemühen, um die Umweltbelastung zu verringern und die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Industrie und Hochschulen zu fördern.“ Die Verlängerung des Projektes ElectriCity war also keine Frage, denn Göteburg will sich mehr denn je als nachhaltige Metropole präsentieren. Auf der Linie 55 legten die Elektrobusse, die passenderweise grün lackiert wurden, rund 100.000 Kilometer im Monat zurück. Grün stehe für die Enegriequelle, denn die Elektrobusse (drei rein elektrisch angetriebene und sieben Elektro-Hybridbusse) beziehen ihre Energie zu 95 Prozent aus Wind- und Wasserkraft. Die Göteborger haben die grünen Stromer derart ins Herz geschlossen, dass sie sie gar nicht mehr hergeben möchten, wie eine begleitende Befragung ergab. Gewonnene Erkenntnisse sind in die neuen Elektro-Gelenkbusse eingeflossen, so hat der Innenraum ein üppiges Platzangebot – für zwei Rollstühle und drei Kinderwagen und die stehenden Fahrgäste. Für letztere gibt es ganz neu so genannte Anlehnkissen… Und für die Generation Smartphone sind Infomonitore in den Dachschrägen sowie Info-Touchscreens mit interaktiver Stadtkarte verbaut, denn wenn das eigene Smartphone an einem der unzähligen USB-Anschlüssen lädt, muss man sich ja schließlich anderweitig mit Informationen versorgen! Kostenloses WLAN ist selbstverständlich auch an Bord… Auffällig sind auch die neuen Haltestangen, die einem jungen Baum mit aufstrebenen Ästen gleichkommen. Irgendwie fühlt man sich an die Kungsportsavenyen erinnert, die im Herzen Göteborgs liegt und natürlich von den Elektrobussen befahren wird: Leise surrend bewegen sie sich zwischen den beidseitig gelegenen Bäumen hindurch. Da es die Hauptstraße schlechthin ist, sind die Elektrobusse auch in diesem Abschnitt der Linie 55 gut besetzt. Um das maximal möglich zu erfahren, hat Volvo nun einen bzw. zwei Elektro-Gelenkbusse als Versuchträger gefertigt, die aber noch nicht das Serienprodukt darstellen. Der 18,64 Meter lange Gelenkbus hat nämlich ein  leicht verändertes Design erhalten, wie ein Blick auf die Front und das Heck zeigt. Hier zeigt sich der vom 7900 abgeleitete Gelenkbus deutlich geschärft, die aus der Lkw-Sparte verbauten LED-Leuchten samt Tageslichtfunktion stehen dem Stromer besonders gut. Sehr gelenkig ist der lange Elektrobus, denn der vordere Radstand wurde im Vergleich zum Solowagen verkürzt, den Wendekreis gibt Volvo mit guten 24 Metern an. Die vier Türen der beiden Erprobungsfahrzeuge korrespondieren mit den großzügigen Stehflächen, so dass der Fahrgastfluss maximiert wurde. 135 Personen können an mitfahren, im Sinne des Konzeptes sitzen aber nur 38. Im Vergleich zum klassischen Dieselantrieb ist die Kapazität um rund 20 Prozent geringer, dafür sind aber ja bekanntlich auch Batterien mit an Bord. Volvo gibt als Leistung 250 kWh dafür an, für die beiden verbauten PSM-Zentralmotoren je 185 KW. So kann der lange Stromer auf 31.000 Newtonmeter maximales Drehmoment zurückgreifen, um nicht nur im Flachland voranzukommen. In Göteborg sollen die beiden neuen Elektrobusse auf der Linie 66 zwischen Eriksbergstorget und Nordstan zum Einsatz kommen. Diese sei nicht nur mit Blick auf die Fahrgastzahlen mehr als anspruchsvoll, sondern auch mit Blick auf die Topographie.

Ulrika Frick, Kollektivtrafiknamndens Ordforande und Roger Vanhberg, Senior Vice-President Västtrafik. Foto: Schreiber

Mit diesen beiden ersten vollelektrischen Gelenkbussen machen wir einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einem leiseren und emissionsfreien öffentlichen Verkehr in Göteborg und Westschweden“, sagt Ulrika Frick, die als Politikerin auch den Vorsitz des Ausschusses für öffentlichen Verkehr für Västra Götalandsregionen innehat. Zusammen mit Roger Vanhberg, dem Vice President von Västtrafik, will sie langfristig Elektromobilität in allen Bereichen des ÖPNV etabliert wissen. Deshalb müsse man auch so genannte hochfrequente Linien und entsprechende Fahrzeuge testen. Vanhberg bestätigte in diesem Zusammenhang, dass man in den nächsten Jahren in Göteborg ein BRT-System etablieren werde. Weil Göteborg ähnlich wie Hamburg auf den Flächen des ehemaligen Hafengelände stark expandiere, gehen Frick und Vanhberg von einer Verdoppelung der Fahrten binnen zehn Jahren aus. Bis dahin soll es dann auch die neuen Haltestellenhäuschen geben, die heute schon eine schmucke Kombination aus Holz und Glas sind, dann aber zukünftig noch über Solarzellen die Energie für die Unterhaltungselektronik sowie die dann erstmals verbauten beheizbaren Sitzbänke beziehen werden. Einen neuen Weg geht Volvo auch beim Laden der beiden Elektro-Gelenkbusse: Nicht ausschließlich nur Schnellladen, sondern eine Mischung aus Schnellladung und nächtlicher Depotladung soll die Zukunft der Elektromobilität bestimmen. Die Busfahrer in Göteborg freut es, denn so bleibt die beliebte Pause von gut zehn Minuten an den Pantographen. In dieser Zeit werden die Lithium-Ionen Batterien (jetzt 450 statt bisher 300 kW) geladen. Nur nachts geht es an den Stecker, im Depot von Västtrafik gibt es den Standard-Combo-Stecker und 150 kW. An den Pantographen sowie im Depot haben die Schweden so genannte Batteriepufferspeicher verbaut, die nicht nur den Ladevorgang beschleunigen, sondern auch bei einer Überlastung oder gar Ausfall des Stromnetzes die nötige Energie zur Verfügung stellen können. Maximal eine Stunde könne man überbrücken, wie Peter Nordin, der bei Volvo Bus als Direktor für die Sparte City Mobility zuständig ist, erklärt. Auch daran hätten alle Beteiligten wieder gemeinsam gearbeitet, denn ein rein elektrischer ÖPNV soll in Göteborg nach der Versuchsphase in der ElectriCity in die alltägliche Praxis übergehen.

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